Sprit sparen statt Anbau erhöhen

BUND fordert Rücknahme von E10 und neue Debatte über Nutzung von Agrarflächen

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 3 Min.
E10 steht unter keinem guten Stern. Verbraucher weigern sich bisher, den stärker ethanolhaltigen Treibstoff zu tanken, und Umweltschützer sehen in der Ausweitung sogenannter Biokraftstoffe den falschen Ansatz. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die Bundesregierung jetzt aufgefordert, die Einführung endgültig zu stoppen.

Für die Umweltschutzorganisation geht es um Prioritäten: E10 halte die Autohersteller davon ab, stärker auf Technologien zu setzen, die Treibstoffe einsparen. »Weil sich die Hersteller die Beimischung als Klimaschutzmaßnahme anrechnen lassen, gibt der sogenannte Biosprit der Autoindustrie das fatale Signal, ihre falsche Modellpolitik fortsetzen zu können«, sagte der BUND-Verkehrsexperte Werner Reh am Mittwoch vor Medienvertretern in Berlin. Statt Luxus sei Effizienz gefragt. Wenn die Bundesregierung wirksam Treibhausgase einsparen wolle, müsse sie ambitionierte CO2-Minderungsziele für den gesamten Verkehrssektor festlegen und dafür sorgen, dass die Fahrzeuge sehr viel sparsamer würden. Mit Verweis auf die steigenden Weltmarktpreise für Weizen um 70 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten forderte Reh zudem: »Es muss aufhören, dass die Reichen in ihren Luxuskarossen die Nahrung der Armen verfeuern.«

Doch es geht dem BUND nicht nur um sparsame Autos. Nach einer Studie des IFEU-Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg fehlt in Deutschland die für eine Erhöhung des Anteils an Agrartreibstoffen notwendige Anbaufläche. Derzeit würden in Deutschland auf rund 2,5 Millionen Hektar Energiepflanzen angebaut. Nach Prognosen des IFEU-Instituts verringert sich diese Fläche bis 2020 auf rund eine Million Hektar. Voraussetzung für diese Prognose ist aber unter anderem, dass die beschlossenen Naturschutzziele der Bundesregierung umgesetzt werden. Eine weitere Voraussetzung ist eine 100-prozentige Selbstversorgerquote, erklärt Guido Reinhardt, Direktor des Instituts. Dabei geht er davon aus, dass Lebensmittel, die nicht hier produziert werden können wie Südfrüchte und Kaffee, mit in Deutschland produzierten und exportierten Agrargütern verrechnet werden. Zudem geht das Institut von einer Fläche von 20 Prozent Ökolandbau aus. Alles in allem Voraussetzungen, die bisher nicht annähernd umgesetzt sind. Er forderte deshalb eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie die begrenzten Flächen in Deutschland am besten genutzt werden können.

Kritik gibt es von Seiten der Umweltschützer auch an der Herstellung von Bioethanol aus Getreide und Bio-Diesel aus Raps. »Der Anbau ist nicht effizient«, sagte Reinhardt. Es sei entscheidend, welche Pflanzen für die Energiegewinnung angebaut und wie sie genutzt werden. Eine wesentlich bessere Ökobilanz hätten der Anbau schnell wachsender Baumarten und die Nutzung von Bioabfällen.

Die daraus erzeugte Biomasse könne in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) verfeuert werden, die zugleich Strom und Wärme erzeugen. Der Strom könnte für Elektroautos genutzt werden. Auch die Bundesregierung will in Zukunft verstärkt auf Elektroautos setzen, allerdings steckt die technische Umsetzung noch in den Kinderschuhen.

Jetzt sei die Bundesregierung gefordert, schlussfolgert Reh. Denn die Mineralölkonzerne seien bis zum Ende des Jahres gesetzlich verpflichtet, die Mindestquote zu erreichen, da ihnen sonst millionenschwere Strafzahlungen drohen.

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