Streiks im Einzelhandel

Die Beschäftigten sind sauer über die starre Haltung der Unternehmer

  • Jörg Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.
In den laufenden Tarifrunden für den Einzelhandel streikten Beschäftigte in mehreren Bundesländern. Ver.di nannte die Angebote der Arbeitgeberseite »viel zu niedrig«.

Vor der nächsten Runde der Tarifverhandlungen haben Beschäftigte des Einzelhandels in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen am Donnerstag mit einem Streik den Druck erhöht. Streikschwerpunkte waren nach Angaben der Gewerkschaft ver.di Magdeburg, Dresden und Gera. Betroffen von den Streiks waren u.a. Filialen von Kaufland, real und Marktkauf sowie Schlecker. Mehrere Schleckerfilialen seien den ganzen Tag geschlossen geblieben. Über 300 Verkäuferinnen hätten sich an den Ausständen beteiligt. »Nicht nur das Wetter war gut, sondern auch die Stimmung auf den Streikversammlungen«, sagte ver.di-Verhandlungsführer, Jörg Lauenroth-Mago.

Nachdem am vergangenen Freitag und Samstag die ersten Streiks in Thüringen mit einer hohen Beteiligung gelaufen seien, habe sich ver.di dazu entschlossen, die Streiks auf alle drei Bundesländer auszuweiten. »Wir wollen mit viel Rückenwind in die zweite Verhandlungsrunde gehen«, so Lauenroth-Mago. Angebote unterhalb der Inflationsrate seien nicht verhandelbar.

Die Dienstleistungsgewerkschaft fordert in der laufenden Tarifrunde für die unteren Einkommensgruppen eine Anhebung von 65 Euro und eine weitere Anhebung aller Löhne und Gehälter um vier Prozent, die Ausbildungsvergütungen sollen um 50 Euro steigen. Der Einsatz von Leiharbeitnehmern und -arbeitnehmerinnen soll auf Notfälle beschränkt werden, und beim Einsatz soll es gleiches Geld für gleiche Arbeit geben.

Das Angebot der Arbeitgeber von einer durchschnittlichen Jahreserhöhung um 1,88 Prozent für die 80 000 Beschäftigten in Sachsen-Anhalt hatte die Gewerkschaft als »viel zu niedrig« abgelehnt.

Für die zweite Verhandlungsrunde am heutigen Freitag kündigte ver.di eine Ausweitung der Streiks an. Viele Beschäftigte wollten demnach direkt zum Verhandlungsort nach Leipzig kommen.

Bei einem ebenfalls für den Donnerstag angekündigten Streik- und Aktionstag in Frankfurt am Main wurden nach Gewerkschaftsangaben über 500 Beschäftigte des hessischen Einzelhandels erwartet. Die Arbeitgeber sollten »die bundesweit unübersehbaren Signale aus den Betrieben als echte Warnung verstehen«, sagte Verhandlungsführer Bernd Schiederig.

Die Verhandlungen im rheinland-pfälzischen Einzelhandel wurden unterdessen nach der dritten Runde in Mainz ergebnislos vertagt. Die Arbeitgeber hatten ihr Angebot für die rund 100 000 Beschäftigten auf 2,5 Prozent verbessert, was für ver.di jedoch »keinen Fortschritt« darstellte. Auch hier wurde gestreikt.

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