Kein Misserfolg

Einwurf von Christian Heinig

  • Lesedauer: 2 Min.

Ein Misserfolg ist dieser zweite Platz nicht. Nicht nach dieser Saison, durch die Alba Berlins Basketballer zeitweise getorkelt sind wie ein paar angeschlagene Preisboxer, die sich dann aber, trotz erheblicher Schlagseite, immer wieder aufgerappelt haben.

Die Liste an Hieben, die Alba in den vergangenen acht Monaten ins Wanken gebracht hat, ist lang. Sie beginnt mit Trainer Luka Pavicevic, dem es nicht gelingen sollte, das Vertrauen, das die Klubführung ihm trotz der mauen Vorsaison (Viertelfinalaus gegen Frankfurt) für die neue Spielzeit ausgesprochen hatte, zu rechtfertigen. Das lag unter anderem an den beiden Spielmachern Marko Marinovic und Hollis Price, die beide auf Geheiß des Serben verpflichtet wurden, sich aber schon in der Frühphase dieser Spielzeit als Fehlbesetzungen entpuppten. Beide mussten gehen, wie auch Pavicevic, da die Leistungen der Mannschaft stagnierten.

Weiter geht die Liste mit dem neuen Trainer Muli Katzurin. Der Israeli übernahm im Januar ein höchst verunsichertes Team, das vier Wochen zuvor in Bamberg noch ein 52:103-Debakel erlebt hatte. Er stülpte ihm eilig sein taktisches System über, was auch Rückschläge beinhaltete, wie das Aus im Pokalviertelfinale und in der Gruppenphase des Eurocup.

Die Hoffnung auf mehr Stabilität wollte sich nicht einstellen. Daran konnten auch die drei Nachverpflichtungen von Heiko Schaffartzik, Taylor Rochestie und Miroslav Raduljica nichts ändern. Mit ihnen erhöhte sich zwar sichtbar die Qualität. Mehr und mehr gewann das Spiel der Albatrosse an Struktur, trotzdem blieb es bei den ständigen Auf und Abs. Permanent wechselten sich grandiose Vorstellungen mit seltsamen Einbrüchen ab.

Insofern musste man bereits das Erreichen von Finalspiel Fünf gegen Bamberg als Erfolg werten. Und dass es nicht zum Happy End reichte, hat sogar einen positiven Nebeneffekt. Es führt bildhaft vor Augen, dass Stabilität kein Zustand ist, den man mit ein paar Nachjustierungen über Nacht implementieren kann. Stabilität muss wachsen. Das gilt vor allem für Boxer, die zum Torkeln neigen.

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