Schuldfragen

Klaus Joachim Herrmann über Brandanschläge auf Moscheen

  • Lesedauer: 1 Min.

Mehrere Brandanschläge auf Moscheen haben ein halbes Jahr lang Berlin in Atem gehalten. Nicht nur Gotteshäuser, sondern vor allem Menschen, aber dazu auch der gesellschaftliche Friede in der Stadt gerieten in Gefahr. Denn natürlich ist ein islamfeindlicher Akt zu vermuten, wenn an Moscheen gezündelt wird. Statt Vertrauen wächst Misstrauen, statt Zutrauen Angst.

Seit gestern wird einem dieser Taten angeklagten Mann der Prozess gemacht. Dass er krank sei, wird vor Gericht offen ausgesprochen. Staatsanwalt und Verteidigung gehen von psychischer Störung und verminderter Schuldfähigkeit aus. So werden wohl auch keine knallharten politischen, sondern eher wirre Handlungsantriebe aufgedeckt – wenn überhaupt.

Das freilich ändert nichts an den Gefahren, die mit den Brandsätzen heraufbeschworen wurden. Eine Bedrohung von Menschen und Gebäuden bliebe Schuld des Brandstifters – ob er sie nun tragen kann oder nicht. Wer da klammheimliches Verständnis hatte, sollte sich zumindest prüfen für wen und wofür.

Gesellschaftliche Auswirkungen gingen aber alle an. Es ist dabei durchaus eine Frage des allgemeinen Klimas, ob solche Funken zu einem Großbrand führen oder gemeinsam rechtzeitig gelöscht werden können. Wenn nicht, würde sich dann allen die Schuldfrage stellen.

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