Leuchte als Symbol der Freiheit

US-Republikaner scheitern mit Rettungsversuch für die Glühbirne

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Kampf der Republikaner für einen schlankeren Staat erfasst auch die Glühbirne. Der Staat solle sich nicht einmischen, wie die Bürger ihren Alltag beleuchten. Doch sie sind an der nötigen Zweidrittelmehrheit für eine Aufhebung des Glühlampenverbots gescheitert.

Der Kampf zwischen den Demokraten des US-Präsidenten Barack Obama und den Republikanern erfasst nun auch die Glühbirne. Bereits Obamas republikanischer Vorgänger George W. Bush hatte 2007 ein Gesetz unterzeichnet, das ein Verbot der herkömmlichen Glühlampen auf Januar 2012 vorsah. Der Grund: Sie verbrauchen zu viel Energie.

Doch inzwischen sehen die Republikaner darin eine Einschränkung der persönlichen Freiheit der Bürger. »Es geht hier nicht nur um den Energieverbrauch«, sagt Joe Barton, republikanischer Abgeordneter aus Texas, der die Aufhebung des Verbots im Kongress eingebracht hat. »Es geht um die persönliche Freiheit.« Die Wähler hätten im vergangenen November klargemacht, dass Washington sich nicht länger in ihr Privatleben einmischen oder den freien Markt behindern solle. »Die Glühbirne ist das perfekte Symbol für ihren Frust.«

Barton ist als Interessenvertreter der Energieindustrie bekannt. Im vergangenen Jahr griff er das Weiße Haus an, weil es aus seiner Sicht den Ölkonzern BP ausnehmen wollte. Er kritisierte, dass sich das Unternehmen mit Milliardensummen an der Beseitigung der Schäden der Ölbohrplattform Deepwater Horizon beteiligen sollte.

Ein erster Anlauf der Republikaner ist gescheitert. Für die Aufhebung des Verbots wäre eine Zweidrittelmehrheit nötig gewesen. Doch damit ist die Debatte nicht vom Tisch. Denn die Republikaner können die Glühlampenfrage in den Streit über die Schuldenobergrenze einbringen. Bis Anfang August müssen die USA die gesetzliche Obergrenze für die Schulden der Bundesregierung anheben. Die Republikaner könnten für ihre Zustimmung zur Anhebung der Schuldengrenze eine Aufhebung des Glühlampenverbots verlangen.

Dabei würde sich im Alltag der Amerikaner wenig ändern. Das Verbot von 2007 erfasst nur Birnen über 100 Watt. Energiesparlampen, die längst auf dem Markt sind, kosten bei Berücksichtigung der Lebensdauer im Schnitt kaum mehr. Gleichzeitig könnte der Ersatz der Glühlampen die US-Wirtschaft im Jahr Energiekosten in Höhe von zehn Milliarden Dollar sparen. »Das einzige, was die Amerikaner nach einem Verbot der Glühbirnen merken würden, wären die niedrigeren Stromkosten«, sagt Randall Moorehead, Vizepräsident des US-Ablegers von Philips Electronics, einem der großen Hersteller von Energiesparlampen.

Wie auch immer der Kampf ausgeht: Er dürfte selbst den Wahlkampf des nächsten Jahres erhellen. Michelle Bachmann hat die Birne als Argument entdeckt. »Die Amerikaner wollen weniger Einmischung der Regierung in ihr Leben, weiter nichts. Dazu gehört auch die freie Wahl der Birnen«, sagt die Abgeordnete aus Minnesota, die im nächsten Jahr Obama aus dem Weißen Haus jagen will.

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