»Ich warte nie auf jemanden«

Alex Capus ist mit »León und Louise« ein wunderschöner Liebesroman gelungen

Da sitzt eine französische Familie in der Kathedrale von Notre-Dame und begeht die Begräbnisfeierlichkeiten ihres Großvaters, Léon Le Gall, zu Lebzeiten Polizeichemiker am Quai des Orfèvres. Klein ist die Runde, die sich da in der Kirche verliert – und plötzlich geht »mit einem leisen Kreischen eine kleine Seitentür« auf und eine unbekannte ältere Frau, eine »kleine graue Gestalt mit einem leuchtend roten Foulard«, betritt die Kirche, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen. Sie nähert sich dem aufgebahrten Leichnam: »Sie hob den Schleier über den Hut und beugte sich vor, breitete die Arme aus und legte sie auf die Sargwand, küsste meinen Großvater auf die Stirn und legte ihre Wange an sein wächsernes Haupt, als wollte sie eine Weile ruhen; dabei wandte sie ihr Gesicht nicht schützend dem Hauptaltar zu, sondern bot es uns offen dar.« Es ist der 16. April 1986.

Wer ist diese Frau? Und was ist da eigentlich geschehen? – Doch ein wirk...


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