Notizen aus Venedig

Diese Wohnung ist eine Kostbarkeit. Von der Terrasse aus sieht man die Zinnen des Ca d'Oro und hört die Glocken des Markusdoms. Sie liegt im Dachgeschoss, davor öffnet sich ein ruhigen Hof, ein Refugium neben der lärmenden Strada Nuova. Diese führt von der Piazzale Roma, dem Bahnhof, bis hinunter zum Markusplatz. Es gab ehrgeizige Zeiten, da man Überlegungen anstellte, ob man diese »Hauptstraße« nicht für den Autoverkehr ausbauen könne. Aber glücklicherweise siegten die Traditionalisten – und die vielen kleinen Brücken mit ihren unzähligen Stufen.

Gleich bei meiner Ankunft betrete ich voller Wiedersehensfreude die Terrasse und ahne schon, dass das eine allzu falsche Vertraulichkeit dieser tückischen Stadt gegenüber sein könnte. Und tatsächlich: überall Baugerüste. Der Horizont verhängt mit weißen Tüchern. Vor mir wächst, mitten aus dem Dach, ein aus rohem Holz gezimmerter Bauleiterhochstand. Wenn ich mich m...


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