Zwiespältiges Gedenken

Genua ist in Deutschland jenseits der autonomen Szene kaum ein Thema

  • Ines Wallrodt
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.
Berlin-Kreuzberg 2011: Plakat mit dem Porträt von Carlo Giuliani
Berlin-Kreuzberg 2011: Plakat mit dem Porträt von Carlo Giuliani

In einigen Vierteln von Berlin, Nürnberg oder Duisburg war Carlo Giuliani in den vergangenen Wochen allgegenwärtig – sein ernstes, trauriges Gesicht schaute von Hauswänden und Litfaßsäulen. Doch anders als in Genua, wo man von ihm betont menschlich als »Sohn dieser Stadt« oder »Ragazzo«, Junge, spricht, wird er hierzulande zum Märtyrer gemacht: »Rache für Carlo« fordern Autonome ganz archaisch, deren Gedenkdemonstration in Berlin etwas von »Reenactment« hatte – Veranstaltungen, bei denen Rollenspieler mit großem Aufwand historische Schlachten so authentisch wie möglich nachzustellen versuchen: Diesmal eben die vom G8-Gipfel in Genua 2001.

Hunderte schwarz gekleidete Linke zogen in Kleingruppen durch Kreuzberg 36 und lieferten sich ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei. Böller knallten, Flaschen und Pflastersteine flogen, sowie man der »Mörder-Polizisten« ansichtig wurde, die zum Glück der selbst ernannten »Carlo-Rächer« nicht so d...


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