Kriegsschiffe aus Gemeinsschaftsfirma

Paris und Berlin sollen neue Pläne verfolgen

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Frankreich und Deutschland stehen einem Pressebericht zufolge vor einem neuen Anlauf zur Zusammenlegung ihres Militärschiffbaus.

Hamburg/Essen (dpa/ND). Die Konzerne ThyssenKrupp und die Pariser Staatswerft DCNS sowie die Regierungen in Berlin und Paris wollten nach der Sommerpause Gespräche aufnehmen, schreibt die »Financial Times Deutschland« (Montag). Die Franzosen drängten auf eine Zusammenarbeit nach dem Vorbild des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS. ThyssenKrupp war zuletzt damit gescheitert, seinen Marineschiffbau in eine Allianz mit dem arabischen Werftenkonzern Abu Dhabi Mar einzubringen.

ThyssenKrupp erklärte dazu am Montag auf Anfrage, derzeit keine Gespräche mit DCNS zu führen. »Darüber hinaus sind auch keine Termine für Gespräche mit DCNS geplant«, hieß es in einer Stellungnahme. Der Konzern verwies aber auf eine vor wenigen Wochen beschlossene Kooperation zur gemeinsamen Torpedo-Entwicklung zwischen einem Gemeinschaftsunternehmen von ThyssenKrupp und EADS sowie DCNS und Atlas Elektronik, einem deutschen Lieferanten für Unterwassermarinetechnik. »Zu weiteren Spekulationen nehmen wir keine Stellung«, erklärte eine Sprecherin.

Die »FTD« berichtete unter Berufung auf Insider, dass der französische Botschafter mit ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme erste Kontakte eingefädelt habe. Auch das Management der Werftenkonzerne sei bereits eingebunden, ebenso die Bundesregierung. Der Prozess stehe noch am Anfang, hieß es.

Paris wirbt seit Jahren für die Zusammenlegung. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy habe Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mehrfach darauf angesprochen, schreibt die Zeitung. Die Deutschen lehnten eine solche Allianz aber lange ab – was mit schlechten Erfahrungen wegen Pariser Einflussversuchen bei Airbus und dessen Mutterkonzern EADS begründet wurde. Bevorzugt wurde ein Bündnis mit Abu Dhabi Mar. Doch die Verhandlungen über den weitgehenden Verkauf der Werftentochter Blohm+Voss von ThyssenKrupp an die Araber scheiterte vor vier Wochen nach zwei Jahren Verhandlungen.

Damit wäre der Weg für die Franzosen grundsätzlich frei. Diese könnten laut Zeitung nun die Führung in einem Gemeinschaftsunternehmen zum Bau von Überwasserkriegsschiffen wie Fregatten erhalten. Im Gegenzug bekämen die Deutschen das Sagen in einer U-Boot-Gemeinschaftsfirma. Ein Test für die Kooperation könnte das jüngst vereinbarte deutsch-französische Bündnis bei Torpedos sein: Dabei entwickeln Atlas Elektronik und DCNS künftig gemeinsam.

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