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Minetti für Beil

Bochum:

  • Lesedauer: 2 Min.

Den Bochumer Bernhard-Minetti-Preis 2011 erhält der Dramaturg Hermann Beil. Minetti als Inbild des Grimms, des Grolls, des Gewaltzaubers der Schauspielkunst – Beil als Inbegriff der samtweichen Ermöglichungsmühen. Minetti ein Todestiefenspieler, Beil ein gebursthelfer, aber klar, ein Wiener, also doch auch immer nah am schönen Bejammern letzter Dinge.

Bochum. 1979 bis 1986 Schicksalsstadt für Beil, wie es Schicksalsstadt für Claus Peymann war. Wie vorher Stuttgart, wie danach das Wiener Burgtheater, wie nun das BE. ILängst ist Beil auch ein listig-wirkungsvoller Rezitator (vor allem von Texten Thomas Bernhards). Wirkungsvoll durch List: Beil liest, spricht auf der Bühne mit solch lächelndem Eingeständnis von Dilettantismus, dass man diesen für raffiniert gehandhabten Hintersinn halten muss. Dieser Bernhard'sche Litaneien-Liebhaber kennt sich gut aus im Instrumentarium, das eine graue Eminenz zum eigentlichen Farbpunkt machen kann.

Seit Jahrzehnten ist er Umpufferung des Poltergeistes Peymann. Dieser Dramaturg, dem das Intrigante fremd ist und der wohl ein genaues Gespür dafür hat, wo man sich aus guten Geistes-Gründen für zuständig oder aber für abwesend erklärt – er steht für die lebbare Verschwisterung von tiefer Theaterliebe und kritischem Bewusstsein, und er entflieht dabei nie seiner eigenen Kultur, und nicht seinen Theatererfahrungen. Er wollte Dirigent werden. Aber er gehörte nie zu jenen Traurigsten der Dramaturgensparte, die arbeitend und also stets ein wenig mürrisch abbüßen, dass ihnen das Künstler-Talent fehlt.

Beil ruht in sich. Er tut, was er kann; er kann, was er tut. Theatergefangener, Berggeher, Tortenbäcker, zu dem nichts weniger passt als sein Nachname.

Hans-Dieter Schütt

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