Pilze fürs Herz!

Biolumne

  • Reinhard Renneberg, Hongkong
  • Lesedauer: 3 Min.
Vignette: Chow Ming
Vignette: Chow Ming

Vor rund 5300 Jahren wurde in den Alpen im Ötztal ein Mann ermordet. Gletschereis umhüllte und konservierte ihn. Vor wenigen Jahren wurde er nun gefunden und als Ötzi bekannt. Bei dem mumifizierten Körper fanden die Wissenschaftler in einem Beutel Pilze: ein Stück vom Birkenporling und eins vom Zunderschwamm. Im Darm hatte Ötzi Parasiten – sogenannte Pfeifenwürmer. In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird der Birkenporling schon sehr lange gegen diese Parasiten und andere Darmerkrankungen angewandt. Der Eismann hatte offenbar immer seine Hausapotheke dabei!

Das Wissen um solche Heilmittel, noch im Mittelalter teilweise vorhanden, ging bei uns inzwischen fast gänzlich verloren. Doch so langsam bemächtigt sich die Wissenschaft wieder der medizinischen Wirkung von Großpilzen – der Mykotherapie. Diese Pilze bieten ein riesiges Spektrum an Wirkstoffen. Sie liefern neben den bekannten Mineralstoffen (wie Eisen, Kalzium, Kalium) und Spurenelementen (wie Kupfer, Germanium, Selen) auch noch Polysaccharide wie Glucane und Chitine (auch zu finden im Panzer der Insekten).

Ich lese gerade begeistert das Buch meines Mecklenburger Kollegen Jochen Kurth »Pilze heilen. Band 1: Herz und Kreislauf«. Ich suche nach Pilzen, die mein Herzinfarkt-Risiko vermindern. Erstaunt lerne ich, dass Großpilze auch bei Krebs, Entzündungen, Allergien, Magen-Darm-Problemen, zur Stärkung des Immunsystems, bei Schlafstörungen und Potenzproblemen eingesetzt werden. Und das ohne Nebenwirkungen! Doch welche wunderbaren Stoffe sind da drin?

Die Riesenmoleküle der zuckerähnlichen Glucane (ähnlich Stärke) werden im Darm teilweise enzymatisch zersetzt und dann aufgenommen. Ihre Bruchstücke werden an die Membranen der Viren, Bakterien, Mikropilze und Tumorzellen gebunden und markieren diese dadurch. Damit übernehmen sie die Rolle der T-Helferzellen. Das sind die »zielmarkierenden« Immun-Zellen, die es den Makrophagen (»Allesfressern«) ermöglichen, die Feinde zu erkennen. Sie geben so die Fremdzellen zum Abschuss frei.

Die Adaptogene der Großpilze schützen den Organismus gegen Stress und stärken die natürlichen Abwehrkräfte. Das Nerven- und das Herz-Kreislauf-System bleiben so in Hochform. Die Adaptogene stabilisieren die Hormonproduktion und kontrollieren den Blutzuckerspiegel.

Die Terpene (ätherische Öle) wirken stark gegen Viren und Bakterien. Einige helfen, die Arterien zu schützen. Sie wirken gegen Reizungen und Entzündungen der Schleimhäute.

Präbiotische Stoffe in den Pilzen sind langfaserige Nahrungsmittel. Sie ernähren die uns hilfreichen Mikroorganismen, unterstützen die Produktion von B-Vitaminen und die Resorption von Mineralien.

Als Letzte, aber nicht Geringste, seien noch die Radikalfänger erwähnt. Antioxidantien, die Vitamine C und E, Beta-Karotin sowie das Enzym Superoxiddismutase schützen die Pilzesser gegen Radikale.

Nur: Ich kann doch nicht jeden Tag Champignons, Steinpilze oder Pfifferlinge sammeln! Kurths Buch bietet auch praktischen Rat für Kauf und Pilzzucht im Garten. Ich bin schon gespannt auf den nächsten Band und stimme vorsorglich die Hymne an: »Unseren täglichen Pilz gib uns heute ...« Allerdings – ob und wie man das aushält, davon vielleicht später mehr.

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