Freude und Kopfschmerz

Turnerin Jarosch freut sich über WM-Platz zehn, Seitz wird Elfte

  • Andreas Frank, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

Elisabeth Seitz kühlte die dicke Beule an ihrem Brummschädel mit einem Eisbeutel, Nadine Jarosch hatte nur Freude im Kopf. »Mein Gefühl ist einfach nur: Wow!«, sagte die Debütantin und konnte ihr Mehrkampfergebnis bei den Weltmeisterschaften in Tokio kaum fassen. Rang zehn mit 56,033 Punkten direkt vor der lädierten Mannheimerin, die mit 55,823 Zählern Elfte wurde.

Dafür durfte sich die deutsche Meisterin aber als Siegerin der Herzen fühlen. Gleich zum Auftakt am Stufenbarren touchierte Seitz bei der Höchstschwierigkeit ihrer Übung mit der Stirn den Holm, turnte aber ungeachtet unangenehmer Kopfschmerzen und permanenter leichter Übelkeit nicht nur am Doppelreck zu Ende, sondern biss sich auch durch die restlichen drei Durchgänge an Schwebebalken, Boden und Sprung.

»Sie ist eine absolute Kämpfernatur, ich bin stolz auf sie. So manch andere Turnerin hätte sich in dieser Situation abgemeldet«, sagte Cheftrainerin Ulla Koch, die das Missgeschick aus nächster Nähe beobachtet hatte. Dass die Vizeeuropameisterin trotz ihres schmerzhaften Missgeschicks ihre letztjährige WM-Platzierung um eine Position verbessert hatte, war da nur ein schwacher Trost. Seitz: »Im Training ist mir schon einmal Ähnliches passiert. Aber da konnte ich eine kleine Pause machen. Das geht bei einer Weltmeisterschaft natürlich nicht.«

Positiv festhalten durfte Koch, dass der Deutsche Turner-Bund für Olympia 2012 in London neben der Kämpferin Seitz auch die elegante Westfälin Jarosch ins Mehrkampfrennen schicken kann. Der 16-Jährigen fehlen noch die Höchstschwierigkeiten, aber an Ausstrahlung und Eleganz stellte die deutsche Vizemeisterin am Boden so manche besser platzierte Konkurrentin in den Schatten.

Und so war ihr Selbstbewusstsein zu Recht größer denn je und die Vorfreude auf einen Shoppingtag in der japanischen Hauptstadt völlig ungetrübt: »Man kann immer noch etwas besser machen, aber es ist hier so gut gelaufen, dass ich gar keine Lust habe, das im Einzelnen zu analysieren.« Sprach's und machte sich an die Einkaufsplanungen.

Auch die Goldmedaille ging an eine WM-Debütantin. Die erst 16 Jahre alte Jordyn Wieber fing mit einer brillanten Kür am Boden die zwei Durchgänge lang führende Russin Viktoria Komowa noch um einen Wimpernschlag ab. Bislang war die US-Turnerin international nur durch einen Weltcupsieg in Florida aufgefallen. Bronze ging an Yao Jinnan aus China.

Frauen Mehrkampf
 1. Wieber (USA) 59,382 Pkt.
 2. Komowa (Russland) 59,349
 3. Yao (China) 58,598
10. Jarosch (Detmold) 56,033
11. Seitz (Mannheim) 55,823
41. Kim (Stuttgart) 52,999
46. Hill (Chemnitz) 52,766

Weitere WM-Entscheidungen

Heute

Männer, Mehrkampf, 12.00 Uhr


Samstag
Gerätefinale Frauen und Männer, 6.00 Uhr


Sonntag

Gerätefinale Frauen und Männer, 7.00 Uhr

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