Wie gehen einfache Tore?

Handballerin Franziska Mietzner über die EM-Qualifikation als WM-Test

  • Lesedauer: 3 Min.
FRANZISKA MIETZNER aus Frankfurt (Oder) gewann vor Heimpublikum mit der Handball-Nationalmannschaft den Qualifikationsauftakt zur EM gegen Belarus klar 27:19. OLIVER HÄNDLER fragte sie, woran das Team vor der WM im Dezember noch zu arbeiten hat und wie der neue Bundestrainer die Mannschaft nach einer katastrophalen EM wieder aufzubauen versucht.

ND: Das 27:19 war ein guter Start in die EM-Qualifikation. Und doch war die Mannschaft nicht konstant. Sind Sie zufrieden?
Mietzner: Unser Ziel war, den Gegner unter 20 Toren zu halten. Das haben wir geschafft. Natürlich hätte das Ergebnis noch höher ausfallen können, aber wir haben uns leider einen kleinen Aussetzer geleistet. Da haben wir gute Chancen ausgelassen. Das darf uns gegen starke Mannschaften nicht passieren. Wir müssen über 60 Minuten den Gegner unter Druck setzen. Daran haben wir noch zu arbeiten. Ich denke aber, dass wir gezeigt haben, spielerisch ganz gut dabei zu sein. Wir müssen die Dinger aber rein machen.

Viele Spielzüge schienen auf Sie zugeschnitten. Haben Sie auch in der Nationalmannschaft die Führungsrolle übernommen, die sie bereits beim FHC Frankfurt (Oder) genießen?
Das würde ich nicht sagen. Wir spielen hier sehr gut zusammen und versuchen die Stärken jeder Einzelnen hervorzubringen. Meine ist der Wurf aus dem Rückraum. Warum sollen wir das nicht nutzen, wenn es einfache Tore bringt.

Die ersten elf Tore erzielten zehn verschiedene Schützinnen. Sind die Zeiten vorbei, da die deutschen Handballerinnen von wenigen Spielerinnen abhängig waren?
Ja. Das ist unser Ziel. Wir wollen in der Breite gut aufgestellt sein, denn eine WM ist sehr anstrengend. Da kommen alle zum Einsatz und müssen es schaffen, dass kein Leistungsabfall eintritt, egal wer auf der Platte steht.

Gegen Belarus kamen fast alle Spielerinnen über längere Zeit zum Einsatz. Ein Schonprogramm vor der WM oder eher ein Test?
Weder noch. Unser Trainer Heine Jensen macht das immer so. Er gibt jeder Spielerin ihre Einsatzzeiten, vor allem in der Vorbereitung auf große Turniere. Niemand kann dort sechs Spiele durchspielen.

Heine Jensen ist seit der verpatzten EM 2010 neuer Bundestrainer. Wie versuchte er, die Mannschaft wieder aufzubauen?
Wir haben von Grund auf alles analysiert, aufgeschrieben, was nicht geklappt hat und genau daran gearbeitet. Heine ist ein ganz anderer Typ als Rainer Osmann. Er ist ein sehr guter Motivator und baut immer auf die Mannschaft. Wir spielen auch unter einem anderen Konzept.

Was bedeutet das genau?
Er legt nicht nur viel Wert auf die Abwehr, sondern auch auf das Tempospiel. Das ist typisch dänisch, immer auf der Suche nach den einfachen Toren.

Mutieren die EM-Qualifikationspartien zu WM-Testspielen?
Natürlich nehmen wir das als Vorbereitung mit, aber es geht in erster Linie darum, sich für die EM zu qualifizieren. Ein guter Gradmesser für die WM ist es aber schon.

Sie spielten heute in ihrer Heimatstadt. Wie war es, mal keine lange Anfahrt zum Länderspiel auf sich nehmen zu müssen?
Das war besonders schön, da die Spiele meist im Süden oder Westen Deutschlands stattfinden. Da ist die Fahrt von Frankfurt (Oder) sonst sehr lang. Man hat auch schon beim Einlaufen gemerkt, dass die Stimmung hier immer hervorragend ist. Es hat wirklich gut getan, hier zu spielen.

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