Aufsichtsräte bleiben Männerdomäne

In einigen Kontrollgremien von DAX-Konzernen findet sich keine einzige Frau

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.
Nicht nur in den Vorstandsetagen dominieren die männlichen Alphatiere. Einer aktuellen Studie zufolge bleiben Frauen auch in Aufsichtsräten die Minderheit. In einigen Gremien sitzt nicht eine Frau. Zudem zeigt die Untersuchung, dass die Bezüge der Mitglieder 2010 mächtig zugelegt haben.

Derzeit wird sie wieder heftig diskutiert: die Frauenquote. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) plädiert für eine gesetzlich geregelte Vorgabe, die DAX-Konzerne hingegen wollen eine freiwillige Selbstverpflichtung, die einen 30-prozentigen Frauenanteil in Führungspositionen vorsieht. Wie weit die Wirtschaft von ihrem selbstgesteckten Ziel entfernt ist, zeigt die am Mittwoch veröffentlichte »Aufsichtsratsstudie 2011« der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Demnach sind die Aufsichtsräte der DAX-Konzerne Fresenius und Heidelberg Cement reine Männerdomänen. In den Kontrollgremien der anderen DAX-Unternehmen sieht es nicht viel besser aus.

Von den 256 Aufsichtsratsmandaten der Anteilseigner werden lediglich 28 von Frauen wahrgenommen. Und da eine Person gleich mehrere Mandate annehmen kann, sind es effektiv nur 23 Frauen. Etwas besser sieht es auf Seiten der Arbeitnehmervertreter aus, die auch Vertreter in die Aufsichtsräte entsenden. Von deren 228 Mandaten werden immerhin 49 von Frauen besetzt. Mit Deutscher Bank, Beiersdorf und Deutscher Post kommen nur drei der 30 DAX-Konzerne auf die in der Selbstverpflichtung vorgesehene Quote von mindestens 30 Prozent. Im Durchschnitt liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten bei knapp 15 Prozent. Wobei zwei Drittel dieser Frauenmandate von der Arbeitnehmerseite kommen.

Trotz dieser Zahlen sprach sich DSW-Geschäftsführer Ulrich Hocker am Mittwoch gegen eine Frauenquote in den Kontrollgremien aus. Entscheidend sollte »ausschließlich die Kompetenz« sein, »nicht das Geschlecht«, so Hocker.

Neben der Frauenquote widmete sich die Studie auch den Bezügen der Aufsichtsräte. Im Durchschnitt verdiente ein ordentliches Mitglied 2010 etwa 89 000 Euro und damit 27 Prozent mehr als im Jahr davor. Um den gleichen Prozentsatz legten die Bezüge der Aufsichtsratsvorsitzenden zu. Sie konnten etwa 273 000 Euro einstreichen.

Insgesamt überwiesen die DAX-Unternehmen ihren Aufsichtsräten im letzten Jahr 64,7 Millionen Euro. Spitzenreiter war dabei Volkswagen mit fast 5,4 Millionen Euro. Der bestbezahlte Aufsichtsrat war Manfred Schneider, der für seine Tätigkeit in gleich vier Gremien - darunter Bayer und RWE - mehr als 1,1 Millionen Euro einstrich. Schneider belegte beim DSW-Ranking der mächtigsten Aufsichtsräte auch den ersten Rang. Die bestplatzierte Frau in diesem Ranking folgt übrigens erst auf Platz 29.

Aufsichtsratsbezüge setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Neben Grundgehalt, Ausschuss- und Sitzungsgeld erhalten die Mitglieder eine kurz- oder langfristig orientierte »variable Vergütung«, die vom Konzernergebnis abhängt. Auch hier zeigt sich, dass die Firmen nicht dazugelernt haben. So machten kurzfristige Vergütungen nach wie vor den Großteil aus. Dabei soll die Führungsetage nicht nur kurzfristige, sondern auch langfristige Erfolge im Blick haben. Das Vergütungssystem muss entsprechende Anreize setzen, empfiehlt auch der Deutsche Corporate Governance Index. Diesen von einer Regierungskommission erarbeiteten Leitfaden für gute Unternehmensführung gibt es übrigens schon seit 2002.

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