Ehrlichkeit - sie fehlt

Adelbert Reif im Gespräch mit dem irakischen Schriftsteller Abbas Khider

ND: Herr Abbas Khider, Sie flohen 1996 aus Irak, nachdem Sie zwei Jahre in Saddam Husseins Kerkern verbracht hatten. Diese Zeit schildern Sie auf bedrückende Weise in Ihrem jüngsten Roman »Die Orangen des Präsidenten«. In diesem Buch kommen auch die Traumata zur Sprache, von denen Sie und Ihre Mitgefangenen während der Haftzeit heimgesucht wurden und unter denen Sie bis heute leiden. Finden die massenhaften Schreckensszenarien unter Saddam Hussein in der Literatur Iraks einen relevanten Niederschlag?
Unter den irakischen Autoren, die im Exil leben, kenne ich einige, die diese Zeit literarisch bearbeiten. Für die Autoren in Irak selbst sind die Geschehnisse noch zu frisch. Das Leiden spielt in ihren Texten immer noch die dominierende Rolle. Ich finde, es fehlt diesen Texten das Literarische. Es fehlt das Leben. Das Leiden gehört zwar zum Leben, aber es ist nicht das Leben.

Ist es im heutigen Irak überhaupt möglich, eine der Wirklichk...



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