PLATTENBAU

  • Knut Henkel
  • Lesedauer: 2 Min.

Nach einem der bunten Bummelbusse, die in Kolumbien zwischen den Dörfern verkehren, hat sich La Chiva Gantiva benannt. Ausgesprochen bunt klingt die Brüsseler Band auch. Sie besteht aus drei Kolumbianer, zwei Belgiern, einem Franzosen und einem Vietnamesen. Richard Blair ist einer ihrer größten Fans. Der Brite mit Wohnsitz in Bogotá liebt die kolumbianische Folklore, weil sie ein »bisschen punky« ist. Das Unkonventionelle, Sprunghafte der kolumbianischen Rhythmen hat es dem DJ und Produzenten angetan.

Blair arbeitet nicht nur für Peter Gabriel und die kolumbianische Folkloresängerin Toto La Momposina, sondern auch für La Chiva Gantiva. Darauf ist Rafael Espinel, Sänger und Percussionist, besonders stolz. »Er ist wohl der einzige europäische Produzent, der in Kolumbien lebt. Er versteht unsere Kultur und deshalb haben wir den Kontakt zu ihm geknüpft, als er mit seiner Band Sidestepper in Brüssel aufgetreten ist«. Das war 2008. Seitdem gibt es ein freundschaftliches Miteinander.

Als die Musiker 2010 ihr Debüt aufnahmen, gewannen sie Blair als Produzenten. Jetzt ist es erschienen: »Pelao«, ein Album zwischen den Kontinenten. »Wir sind eine europäische Band«, erklärt Rafael Espinel mit einem Lachen. Das kann man hören, den kolumbianischen Beat aber auch. Für den sorgen die beiden Percussionisten aus Kolumbien, die sich 2005 mit Gitarrist Felipe Deckers in Brüssel zusammentaten, um kolumbianische Kultur in die belgische Hauptstadt zu bringen. Das war alles andere als einfach.

»Kolumbien wird in Europa sehr negativ wahrgenommen«, klagt Espinel. Daher hat es gedauert, bis es zu Auftritten kam. Besser wurde es, als andere Musiker hinzustießen. Aus dem Trio wurde ein Septett, und das musikalische Spektrum erweiterte sich um Funk, Afrobeat und etwas Rock. Genau die richtige Mischung, um Richard Blair ins Boot zu holen.

Blair steht in Kolumbien für die Fusionierung von Folklore mit Electro, Funk und anderen Genres und hat dazu beigetragen, dass die Jugend des Landes peu à peu die Musik der Eltern wiederentdeckt. »Sidestepper verkörpert den kontinuierlichen Wandel und ist so etwas wie ein musikalisches Trampolin in Kolumbien«, erklärt Espinel. In diese Richtung will sich auch La Chiva Gantiva entwickeln.

Die Mischung auf ihrem Debüt geht schwer in die Beine. So ist »Pelao«, der groovende, von funkigen Bläsersätzen durchsetzte Titelsong, genauso wie »Por Eso canto« bei Konzerten der Band längst ein Hit. Davon konnte man sich im Juli auf der Fusion in Lärz überzeugen. Und auf dem Berliner Karneval der Kulturen war die Band auch schon zugegen.

La Chiva Gantiva: Pelao (Crammed Discs / Indigo)

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