Keine Lösungen

Der Sicherheitsgipfel in Berlin zur Gewalt im Fußball reicht Aufgabe an Task Force weiter

  • Manuel Schwarz und Wolfgang Müller, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Den Dialog intensivieren, von drakonischen Strafen absehen: Mit einem Gesprächsangebot an alle Fans wollen Spitzenvertreter aus Sport und Politik den Fußball gewaltfrei machen. Dazu stellten der Deutsche Fußball-Bund (DFB), die Deutsche Fußball Liga (DFL) und Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) am Montag in Berlin eine Task Force vor, die sich um die Umsetzung eines gemeinsamen Programms kümmern soll. »Es gibt keine Sofort-Lösungen. Bisher eingeleitete Maßnahmen müssen optimiert werden«, sagte Liga-Präsident Reinhard Rauball im Anschluss an den Runden Tisch beim Sicherheitsgipfel.

Schon vor eineinhalb Jahren hatten DFB, DFL und der damalige Innenminister Thomas de Maizière (CDU) ein Zehn-Punkte-Programm präsentiert - und dennoch kam es zuletzt in und um deutsche Fußballstadien zu Ausschreitungen. Nun soll ein Gremium, in dem mehr als ein Dutzend Vertreter von Sport, Politik, Fans und Justiz sitzen, die Bemühungen unter dem Vorsitz des DFB-Sicherheitsbeauftragten Hendrik Große Lefert bündeln.

»Die Task Force muss ad hoc Lösungsvorschläge präsentieren, die sachgerecht wirken«, sagte DFB-Präsident Zwanziger. »Es soll keine Dauerkommission werden, sondern sie soll konkret und schnell handeln.« Wie oft sich das Gremium trifft und wann zum ersten Mal, blieb noch offen.

Schärferen Sanktionen erteilte vor allem Liga-Präsident Rauball als Vertreter der 36 Profiklubs eine klare Absage: »Ich bin dafür, die Vorschriften nicht zu verschärfen. Das würde zu einer Kontra-Haltung führen, nämlich dass sich die Fans diesem Dialog versagen.« Minister Friedrich hatte etwa im Vorfeld der Debatte von strengeren Strafen gegen Hooligans gesprochen.

Einigkeit demonstrierten Sport-Bosse und Politiker darin, Pyrotechnik weiterhin aus den Stadien zu verbannen. »Es ist nicht zu legalisieren, was nicht legal ist«, betonte der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Hessens Ressortchef Boris Rhein (CDU). Außerdem solle im Sinne der Sicherheit auch künftig auf Spiele am 1. Mai verzichtet werden.

Überhaupt bemühten sich alle Teilnehmer des Runden Tischs um Harmonie. Selbst Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS), der als einziger Fanvertreter geladen war, lobte die Gespräche - im Vorfeld hatte er sich noch über Sanktionen zu Lasten der friedlichen Fans gesorgt. »Ich bin zufrieden, dass der Fan-Dialog betont wurde und ernst gemeint ist«, sagte Gabriel und ergänzte: »Wir müssen die Fans als Teil der Lösung einbeziehen.«

Ausdrücklich zu Gesprächen geladen wurden gewaltbereite Anhänger, die zuletzt etwa im DFB-Pokal bei den Partien Borussia Dortmund gegen Dynamo Dresden und Eintracht Frankfurt gegen den 1. FC Kaiserslautern für Eklats gesorgt hatten. »Der wichtigste Punkt ist der Dialog«, sagte Minister Friedrich, »und zwar auch mit gewaltbereiten Fans«.

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