Hoffnung

Heinrich von Kleist - 10. Oktober 1777 - 21. November 1811

  • Heinrich von Kleist
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Wenn man überlegt, dass wir ein Leben bedürfen, um zu lernen, wie wir leben müssten, dass wir selbst im Tode noch nicht ahnden, was der Himmel mit uns will, wenn niemand den Zweck seines Daseins und seine Bestimmung kennt, wenn die menschliche Vernunft nicht hinreicht, sich und die Seele und das Leben und die Dinge um sich zu begreifen, wenn man seit Jahrtausenden noch zweifelt, ob es ein Recht gibt! Von solchen Wesen Verantwortlichkeit fordern?

Man sage nicht, dass eine Stimme im Innern uns heimlich und deutlich anvertraue, was recht sei. Dieselbe Stimme, die dem Christen zuruft, seinem Feind zu vergeben, ruft dem Seeländer zu, ihn zu braten. Wenn die Überzeugung solche Taten rechtfertigen kann, darf man ihr trauen? Was heißt das auch: etwas Böses tun, der Wirkung nach? Was ist böse? Absolut böse? Tausendfältig verknüpft und verschlungen sind die Dinge der Welt, jede Handlung ist die Mutter von Millionen andern, und oft die schlech...


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