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Deutschland traut sich

Kommentar von Uwe Kalbe

  • Lesedauer: 2 Min.

In einem Spiegel-online-Interview hat sich Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr geäußert. Immerhin steht angeblich der Abzug bevor, und die Illusion greift um sich, dass es bald vorbei sein könnte mit dem Albtraum am Hindukusch. Man kann den Minister wohl nicht kränken, wenn man ihn mit den Worten zusammenfasst: Es gibt einen Haufen Gründe, sich nicht allzu sehr zu beeilen mit der Heimkehr der Bundeswehr, denn erstens ist der Afghane noch weit entfernt von einer »einigermaßen erträglichen Regierungsführung«. Und zweitens hat der Einsatz ja - abgesehen von seinem gänzlichen Scheitern - eine Menge Nützliches gebracht.

Hierzu gehört nach Auskunft de Maizières, dass nicht nur die Bundeswehr eine Menge lernen konnte in Afghanistan, sondern auch die NATO über Deutschland. Dass sie nämlich in ihm ein »vollwertiges und belastbares Mitglied« hat. Vor der ISAF-Mission habe doch keiner geglaubt, dass »deutsche Soldaten wirklich kämpfen können oder dass ihre Führung sich traut, ihnen den Befehl dafür zu geben«. Seit dem flammenden Inferno am Kundusfluss mit 140 Toten weiß man: Sie traut sich. Und seit de Maizière weiß man, dass Deutschland darauf wieder stolz sein darf. Wenn das Kämpfen nun regierungsamtlich wieder zu den deutschen Tugenden gezählt wird, ist der Abzug womöglich doch näher, als man glaubt. Soldaten werden bald auch anderswo gebraucht.

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