Kriminalität steigt drastisch

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(dpa/ND). Die amtierende Polizeipräsidentin Margarete Koppers hat sich besorgt über die Zunahme der Kriminalität in Berlin geäußert. Während es in den Vorjahren noch hieß, Berlin habe den niedrigsten Stand der Kriminalität seit der Wiedervereinigung erreicht. habe sich das leider nicht fortgesetzt, erklärte Koppers.

Rund 9730 Mal wurde in diesem Jahr in Berliner Wohnungen eingebrochen. Das seien knapp 24 Prozent mehr als noch 2010, so Koppers. 1640 Villen wurden heimgesucht - 27 Prozent mehr als im Vorjahr. Rund 24 200 Fahrräder wurden gestohlen - eine Zunahme von knapp 29 Prozent. Die Polizei vermutet, dass ein Teil der Täter aus Osteuropa kommt. »Es zeichnet sich ab, dass da organisierte Tätergruppen zugange sind. Das sind Profis«, so Vizepräsidentin Koppers. Die 50-Jährige übernahm im Juni kommissarisch die Leitung der deutschlandweit größten Polizeibehörde nach der Pensionierung von Polizeichef Dieter Glietsch. »Wir versuchen, den Diebstahlstaten durch repressive und präventive Maßnahmen entgegenzuwirken - es gibt auch international intensive Bemühungen um eine verstärkte Zusammenarbeit der Polizei«, betonte Koppers. Gebildet wurden spezielle, länderübergreifende Ermittlungsgruppen, die bereits Erfolge haben: Es habe erste Festnahmen gegeben. »Doch reisende Täter zu fassen, ist sehr schwierig - die sind ganz schnell wieder weg.« Es gebe Anhaltspunkte dafür, dass dieselben Täter, oft zu zweit oder dritt unterwegs und bestens trainiert, auch in den neuen Bundesländern sowie im Ausland zugange seien.

»Berlin ist allerdings besonders belastet - wegen der kurzen Wege nach Osteuropa, wo das Diebesgut zum Teil auf Bestellung veräußert wird.« Nur knapp jeder vierte Diebstahl könne derzeit aufgeklärt werden, sagte Koppers. Sie riet den Berlinern, verstärkt auf ihr Eigentum zu achten. »Die Diebe bevorzugen Altbauwohnungen im Zentrum der Stadt - auch weil dort ein erschreckend hoher Anteil gar nicht gesichert ist. Manche Wohnungen sind nicht einmal abgeschlossen. Da haben Diebe leichtes Spiel.« Koppers empfahl, sich an den Beratungsladen der Polizei am Platz der Luftbrücke zu wenden und Einbruchsicherungen einzubauen.

»Die organisierten Täter versuchen nicht stundenlang, in eine Wohnung einzudringen und alle möglichen Sicherungen zu überwinden. Es muss schnell gehen.« Deshalb seien vernünftige Sicherungsmittel der beste Schutz vor Einbrüchen. Das werde auch durch den hohen Anteil an versuchten Taten (rund 38 Prozent) bestätigt. Mitgenommen werde alles, was sich »unauffällig und leicht transportieren lässt« - etwa Schmuck und Geld.

Innensenator Frank Henkel (CDU) führt die gestiegene Kriminalitätsrate auf den Personalabbau bei der Polizei in den vergangenen Jahren zurück. Die Zahlen »bestätigen unsere bisherige kritische Sichtweise«, teilte er am Montag mit. Henkel versprach, die Polizei personell zu stärken und die Präsenz in der Fläche zu verbessern.

Die Piraten im Abgeordnetenhaus sehen Henkels Versprechen dagegen kritisch. Fast 40 Prozent der Delikte seien Wohnungseinbrüche und Fahrraddiebstähle, sagte Christopher Lauer. »Ein großer Teil ist also halb so wild, da helfen gute Schlösser, nicht mehr Polizisten.« Er wies darauf hin, dass auch unter dem rot-roten Senat schon geplant wurde, 200 zusätzliche Polizisten einzustellen.

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