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Die Drohung hat gewirkt

Oberhofer Organisatoren kämpfen um ihren Weltcupstatus im Biathlonkalender und gegen das Tauwetter

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.
Ab heute läuft die Biathlonelite wieder durch den Thüringer Wald. An die 100 000 Fans werden in Oberhof mit ihren deutschen Lieblingen und den internationalen Stars mitfiebern. Obwohl das Stadion am Grenzadler mit Stimmung, Massen und Organisation punktet, mahnt der Weltverband Modernisierungen an.

»Die Wettkämpfe finden statt«, beschwichtigt Christopher Gellert dieser Tage häufig. »Die Strecken befinden sich trotz der widrigen Wetterverhältnisse der letzten Tage in einem guten Zustand«, sagt der Cheforganisator des Biathlonweltcups in Oberhof. Nach Winter sieht es dort nicht aus, nur ein weißes Band durchzieht den Thüringer Wald am Grenzadler. Dieses hielt dem Tauwetter der vergangenen Tage stand und durfte gestern beim Abschlusstraining endlich von den Athleten betreten werden. Regen hatte sie zuvor stets in die Skihalle nebenan verbannt, um die Loipe zu schonen. Nach zwei weißen Wintern hat Oberhof ein altes Problem eingeholt: die Schneesicherheit. Ein neues war im Herbst dazugekommen: Mahnungen des Weltverbands IBU.

Dessen Vizepräsident Gottlieb Taschler hatte bei seiner Inspektion im September sogar die Garantie für Oberhof im Weltcupzirkus infrage gestellt. »Viele andere Standorte haben sich bezüglich der Erneuerung ihrer Wettkampfstätten im Vergleich zu Oberhof einen Vorsprung erarbeitet«, so Taschler. »Wenn Oberhof sich in Zukunft den Modernisierungsprozessen der Sport- und Funktionsanlagen entzieht, kann seitens der IBU eine langfristige Weltcup-Standortzusage nicht gegeben werden.«

Planungen für eine Erneuerung der Arena inklusive großem Multifunktionsgebäude steckten schon lange in den Schubladen der Oberhofer Veranstalter, doch bislang fehlte das Geld für die Umsetzung. Nun hat die Landesregierung 25 Millionen Euro für den Ausbau der Arena und die Infrastruktur der Kleinstadt zugesagt. Die Drohung der IBU hat scheinbar Wirkung gezeigt, und in Oberhof kann man sich wieder auf Weltklassesport konzentrieren.

Den Auftakt der diesjährigen Festtage, zu denen die Organisatoren ab heute bis zum Sonntag mindestens 95 000 Fans erwarten - 2011 waren es sogar 100 000 -, machen die Frauen mit ihrem Staffelrennen. Andrea Henkel, Magdalena Neuner und Tina Bachmann scheinen für die deutsche Mannschaft gesetzt. Ob Wackelkandidatin Miriam Gössner heute erneut eine Chance erhält, ist fraglich. Schließlich sind - typisch Oberhof - schwierige Windverhältnisse und Schneefall angesagt. Schlechte Sicht in den Wolken kommt fast immer dazu.

Andrea Henkel sinnt vor allem auf Revanche für das schwache Abschneiden im Vorwinter. »Wir sind alle hochmotiviert. Im vergangenen Jahr lief es mit Platz sechs ja nicht so berauschend. Das wollen wir diesmal besser machen«, so die Großbreitenbacherin mit Wohnung in Oberhof. Für Podestplätze hat auch Magdalena Neuner noch mal extra Schichten Lauftraining eingestreut. »Wir haben ja noch etwas gut zu machen«, erinnert auch sie sich an die Schmach der Staffel mit unglaublichen neun Strafrunden.

Ansonsten herrscht Vorfreude. »Oberhof ist immer eines der ganz großen Highlights im Winter. Deshalb wollen wir uns wieder gut präsentieren«, sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang. Und sogar Organisationschef Christopher Gellert ist guter Hoffnung, nachdem er sogar noch Kunstschnee aus Bremerhaven hat ankarren lassen. »Die kommende Wetterlage stimmt uns optimistisch, dass die Strecke hält.«

Zahlen & Fakten

Zeitplan

Frauen Staffel heute, 18:15
Männer Staffel Do. 18:15
Frauen Sprint Fr. 18:25
Männer Sprint Sa. 14:30
Frauen Massenstart So. 13:30
Männer, Massenstart So. 15:30

Deutsche Starter

Frauen: Tina Bachmann (Schmiedeberg), Sabrina Buchholz (Oberhof), Miriam Gössner (Garmisch), Franziska Hildebrand (Clausthal-Zellerfeld), Andrea Henkel (Großbreitenbach), Magdalena Neuner (Wallgau).

Männer: Andreas Birnbacher (Schleching), Florian Graf (Eppenschlag), Michael Greis (Nesselwang), Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld), Michael Rösch (Altenberg), Simon Schempp (Uhingen).

Oberhof als Wettkampfort

erster Biathlonweltcup 1984
Biathlon-WM 2004
Tour de Ski, Langlauf seit 2008
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