Queen of Soul

Etta James ist tot

  • Thomas Grossman
  • Lesedauer: 2 Min.

Als »Queen of Soul« wurde Etta James in den 1960ern von dem Blueslabel Chess in Konkurrenz zu Aretha Franklin aufgebaut, war sie doch eine fabelhafte Sängerin und stimmgewaltige »Shouterin«. Doch den weißen Musikmarkt erreichte sie selten und erst ab den 1990er Jahren »regnete« es Ehrungen. Am Freitag ist Etta James in einem Krankenhaus in Riverside nahe Los Angeles (Kalifornien) verstorben. Angegebene Todesursache: Leukämie; doch litt sie außerdem an Demenz, Hepatitis, Nierenproblemen und weiteren Krankheiten.

Jamesetta Hawkins, Tochter eines erst 14-jährigen unverheirateten afro-amerikanischen Mäd-chens und eines prominenten weißen Billardspielers, wurde schon als 14-Jährige entdeckt - von dem geachteten weißen Rhythm & Blues-Bandleader Johnny Otis (der nur drei Tage vor Etta James starb). Er riet ihr, aus den beiden Hälften ihres Vornamens ihren Künstlernamen zu formen und verhalf ihr zu ersten Plattenverträgen. James landete einige R&B-Hits, veröffentlichte Alben und tourte mit Little Richard oder Bo Diddley. Doch erst 1960 mit dem Wechsel zum Chicagoer Chess-Label - James sang nun mehr Pop- und Jazz-Standards - kam auch der kommerzielle Erfolg. Er sollte die gesamte Dekade anhalten. Ihr größter Hit wurde 1961 »At Last«, 20 Jahre vorher von Glenn Miller aufgenommen. Der Song wurde auf der Einweihungsfeier von Präsident Barack Obama 2009 in Washington von Beyoncé interpretiert - Etta James war verärgert: Sie hätte das lieber selber getan.

In den 1970ern nahm ihr Erfolg ab, und ihre langjährige Drogensucht zwang sie, miese Jobs in Kneipen anzunehmen, bis sie 1974 auf Entzug ging. (So wie sie ihr ganzes Leben lang gegen die Drogensucht ankämpfte, so auch langjährig gegen Fettleibigkeit). Dann kam ein Comeback, sie sang auf Jazz-Festivals und im Vorprogramm der Rolling Stones, doch danach ging es wieder abwärts.

1994 versuchte sich Etta James auf dem Album »Mystery Lady« an den großen Songs von Billie Holiday und bekam dafür einen Grammy als beste Jazzsängerin. Ein Jahr zuvor war sie in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen worden und 2003 erhielt sie einen Grammy für ihr Lebenswerk. 2009 wurde sie im Film »Cadillac Records« von Beyoncé verkörpert. Und erst im vergangenen November hat James, trotz aller Krankheiten, wieder ein Album - »The Dreamer« - veröffentlicht.

Größen wie Aretha Franklin, Beyoncé, Steve Winwood, Cyndi Lauper, Chaka Khan, Pink und Mariah Carey haben bereits Kondolenzen gesendet. Am Mittwoch wäre Etta James 74 geworden.

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