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Gagfah-Managerin in Untersuchungshaft

Umstrittener Wohnungskonzern erneut in den Schlagzeilen

  • Lesedauer: 2 Min.
Eine Dresdner Managerin des Immobilienkonzerns Gagfah ist wegen Betrugverdachts inhaftiert worden. Die 52-Jährige soll 2008 ein Mehrfamilienhaus in Innenstadtlage trotz Mängeln als intakt deklariert und überteuert an einen Privatmann verkauft haben.

Dresden (dpa/nd-Lambeck). Ein Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft bestätigte am Sonntag, dass es um einen Schaden von mehr als einer Million Euro gehe. Gegen die Frau werde zudem wegen uneidlicher Falschaussage ermittelt, weil sie zu dem Fall in einem Zivilprozess gelogen haben soll. Die Verhaftung wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr erfolgte schon am vergangenen Mittwoch.

Dem Sprecher zufolge wurde zudem ein 46-jähriger Ex-Kollege der Managerin inhaftiert. Die Ermittler haben Gagfah-Büros und die Wohnungen der Verdächtigen durchsucht. Die beschlagnahmten Unterlagen würden derzeit ausgewertet, sagte der Sprecher.

Die Gagfah bestreitet laut dem Bericht die Vorwürfe. Dem Unternehmen lägen keine Anhaltspunkte für ein unrechtes oder unlauteres Verhalten der Mitarbeiter vor, wurde ein Gagfah-Sprecher zitiert. Die Gagfah mit Sitz in Luxemburg und Deutschland-Sitz in Essen ist nach eigenen Angaben mit rund 155 000 Mietwohnungen das größte an der Börse notierte Wohnungsunternehmen in Deutschland.

Damit gerät die in der Elbmetropole ohnehin verhasste Gagfah erneut in die Schlagzeilen.

Im April 2006 hatte der Konzern, der mehrheitlich dem Finanzriesen Fortress gehört, rund 50 000 kommunale Wohnungen für 1,7 Milliarden Euro erworben. Quasi Übernacht wurde Dresden dadurch schuldenfrei.

Ein von der Linksfraktion im Stadtrat gestellter Antrag auf Bürgerentscheid gegen die Privatisierung öffentlichen Eigentums scheiterte. Eine Bürgerinitiative, die einen Bürgerentscheid über den Wohnungsverkauf durchsetzen wollte, erhielt für ihr Vorhaben nicht die erforderliche Stimmenanzahl. So kam der fragwürdige Deal zustande.

Doch die anfängliche Freude über den warmen Geldregen und den sanierten Haushalt währte nicht lange, denn immer wieder gab es Ärger mit dem neuen Großvermieter. Im März letzten Jahres verklagte Dresden die Gagfah auf über eine Milliarde Euro. Begründung: Verstöße gegen die vereinbarte Sozialcharta. Der Dresdner Stadtrat hatte vor dem Verkauf an die Heuschrecke eine »Dresdner Sozialcharta« verabschiedet. So wurde in der Charta festgeschrieben, dass die Gagfah immer zuerst den Mietern ein Kaufangebot vorlegen muss, bevor sie deren Wohnungen an Dritte verkauft. Dagegen soll das börsennotierte Unternehmen mehrfach verstoßen haben. Deshalb klagte Dresden. Die in diesem Fall vereinbarten Vertragsstrafen summieren sich auf bis zu 1,06 Milliarden Euro. Zu allem Überfluss wurde Gagfah-Vorstandschef William Brennan Insiderhandel vorgeworfen. Er hatte kurz vor der Klage im Februar Gagfah-Aktien im Wert von 4,7 Millionen Euro verkauft.

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