Hund an der Wand

München: Stubbs

  • Barbara Reitter
  • Lesedauer: 2 Min.

Very british: In englischen Landhäusern und Schlössern hängt man sich neben die ehrwürdigen Ahnenreihe der Dukes und Lords auch Porträts des alten Jagdhunds oder eines rassigen Rennpferds zu hängen. Der Maler George Stubbs (1724-1806) bediente die Nachfrage nach derart Andächtigem aufs Perfekteste. In seiner Heimat zählt der virtuose Tiermaler, so der Kurator der aktuellen Ausstellung in der Neuen Sammlung, zu den »Top five des 18. Jahrhunderts«. In Deutschland hingegen, wo angelsächsische Malerei in den meisten Museen eher stiefmütterlich behandelt wird, ist er nur Connaisseuren der »Sporting Art« bekannt.

Das soll sich zumindest in München ändern, denn Klaus Schrenk, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, plant in Zukunft mehr Kunst aus der splendid isolation des Nachbarlands in seine Museen zu holen. So ist diese Schau durchaus als kleine Sensation zu werten, präsentiert sie doch erstmals in Deutschland einen Maler, der im Rang gleichbedeutend mit Constable, Gainsborough, Hogarth, Reynolds und Turner gesehen wird. Werke dieser Zeitgenossen begrüßen den Besucher denn auch zu der Ausstellung in der Neuen Pinakothek und stimmen auf George Stubbs ein.

Pferdezucht, Rennsport und Jagd galt das Hauptinteresse der britischen Aristokratie, die sich auf dem Land eine heile Gegenwelt zur Industrialisierung der Städte geschaffen hatte. Für diese prosperierende Oberschicht malte George Stubbs Tierporträts, welche in ihrer anatomischen Präzision und ästhetischen Eleganz eine Synthese von empirischer Wissenschaft und qualitätvoller Kunst eingingen. Zu den etwa 30 Gemälden der Ausstellung kommen noch zahlreiche Zeichnungen, Stiche und Radierungen hinzu, welche Stubbs penible Arbeitsmethode demonstrieren. Früh schon hatte er begonnen, anatomische Studien zu betreiben. Die Pferde, die er später zeichnen und malen sollte, sezierte er eigenhändig in einem einsamen Gehöft auf dem Land. Die Visualisierung dieser Objekte auf den Blättern ist nicht nur so präzis, als betrachte man eines der präparierten Tiere aus den Körperwelten Gunther von Hagens, sie sind auch künstlerisch von höchstem Standard.

Pferde überwiegen bei den nach Themenblöcken arrangierten Tierporträts, es gibt Hunde-Darstellungen und die exotischer Tiere wie Löwe, Gepard, Zebra oder Nashorn, welche zum Teil auf dramatischen Kompositionen im Kampf auf Leben und Tod festgehalten wurden. Allerdings umfasst George Stubbs' Motivrepertoire neben Genreszenen durchaus auch Porträts von Menschen; meist jedoch sind es Personen im Bezug zu Tieren: Jagdknechte und Jockeys, Stallmeister und Wildhüter, die mit individuellen Zügen ausgestattet sind.

George Stubbs, Neue Pinakothek München, bis 6.5., Di-So 10-18, Mi bis 20 Uhr

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