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Aus drei mach zwei mach eins

Nordost: Parteikreisreform mit Hindernissen

  • Lesedauer: 3 Min.

Redebas (ND-Schäfer). Gut gefüllt ist der Saal der Raststätte in Redebas, einem der Weiler direkt an der B 105 auf halbem Weg zwischen Rostock und Stralsund. Schließlich sind es gleich zwei Kreisverbände der Nordost-Linkspartei, die sich hier an diesem Samstag versammelt haben.

Begonnen hatte die Tagung um 10 Uhr, und schon um 11.15 Uhr kann Wolfgang Weiß - bis dato Vorsitzender der LINKEN im Kreis Nordvorpommern - die Vereinigung der beiden Altkreisverbände Nordvorpommern und Vorpommern-Rügen verkünden, es gibt keine Gegenstimme und nur eine Enthaltung. Knapp zwei Stunden und einen Teller Erbsensuppe später steht dann fest: Kerstin Kassner, die frühere Landrätin auf Rügen, ist gegen zwei Enthaltungen die neue Kreischefin ganz im Norden des Nordostens. Stellvertreter sind Wolfgang Weiß und Jan Gottschling, die bisherigen Kreischefs in Nordvorpommern bzw. auf Rügen und Hiddensee.

Nötig geworden war die Vereinigung der Parteikreise in Mecklenburg-Vorpommern durch die im September vom Landesverfassungsgericht genehmigte Kreisreform im Nordosten, bei der die vormals kreisfreie Stadt Stralsund mit der Insel Rügen und dem benachbarten Kreis Nordvorpommern zum neuen Großkreis Vorpommern-Rügen fusioniert wurde.

Vollzogen ist sie indes erst zu zwei Dritteln: Der alte Kreisverband Stralsund pocht zunächst weiter auf seine Unabhängigkeit; die Fronten schienen lange verhärtet, seit die dortige Kreisvorsitzende Marianne Linke vor Jahresfrist bei der Landtagskandidatenliste durchfiel und nach ihrem für viele Parteimitglieder provozierenden Sitzenbleiben bei einer Maueropfer-Gedenkminute auf dem Landesparteitag am 13. August 2011 sogar ein Ausschlussverfahren gegen sie angestrengt wurde. Bereits am Freitagabend war Linke im Amt bestätigt worden - ebenfalls nahezu einstimmig. Anstelle von drei Kreisverbänden gibt es nun zwar noch nicht einen, aber immerhin nur noch zwei Kreisverbände im nördlichsten Landkreis des Landes.

Und wenn alles gut geht, gehört auch diese Situation bald der Vergangenheit an. Jetzt betont die neue und alte Stralsunder Kreisvorsitzende in einem Grußwort an den neuen fusionierten Kreisverband, auch die Stralsunder Parteiorganisation spreche sich grundsätzlich »für die Fusion« aus. Nun sollen zunächst gemeinsame Arbeitskreise der Stralsunder und der Vorpommern-Rüganer Linkspartei gebildet werden, um diesen zweiten Schritt des Zusammenschlusses vorzubereiten. Linke sagte, es solle dabei etwa um Fragen der »innerparteilichen Demokratie«, der Parteifinanzen und der Jugend gehen. Stralsund verfügt über eine starke Vertretung des parteinahen Jugendverbandes Solid; dies solle nun in den ganzen Großkreis ausstrahlen. Auch die beiden anderen Verbände legen auf diese Annäherung großen Wert: »Ohne Stralsund geht es nicht«, sagt etwa Dieter Holz, der Bürgermeister von Sassnitz auf Rügen - und warnt vor einer »Vorstands- und Fraktionspartei«.

Seine Jugendfreundlichkeit jedenfalls stellt der neue Kreisverband in Redebas umgehend und spontan unter Beweis: Ein Solid-Vertreter sammelt in nicht einmal drei Minuten mehr als 350 Euro - für Busfahrkarten zu den anstehenden Anti-Nazi-Kundgebungen in Dresden und Magdeburg.

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