Romanik trifft Moderne

Magdeburgs Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen wird nach Sanierung wieder eröffnet

  • Uwe Kraus, Magdeburg
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach knapp zweijähriger Sanierung öffnet das Magdeburger Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen am Sonntag wieder seine schweren Türen. Zu diesem Ereignis dürfen alle Einwohner das sanierte Haus kostenlos besichtigen.

Eine Giraffe ragt ins Museumsfoyer und lädt in die erste Sonderausstellung des Kunstmuseums nach Wiedereröffnung ein: »Die Geschichten der Christiane Möbus«. Die Professorin an der Berliner Universität der Künste zeigt Skulpturen, Objekte und Installationen, die sie seit 40 Jahren aus Fundsachen und gebauten Objekten zusammenfügt.

»Das hat eine tiefe Symbolik für uns«, sagt Museumsdirektorin Dr. Annegret Laabs. Seit elf Jahren am Haus, habe sie »immer kräftig mitgerüttelt«, um das Profil des Kunstmuseums in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt zu schärfen. Nun wird das Magdeburger Kloster Unser Lieben Frauen nach knapp zweijähriger Sanierung am Sonntag wieder eröffnet. Zu diesem Ereignis dürfen alle Einwohner das sanierte Haus kostenlos besichtigen - das Ganze käme einem Neustart gleich, sagt Laabs.

Im romanischen Kloster nahe der Elbe residierten einst ein mittelalterliches Chorherrenstift, später ein Pädagogikum. Seit mehreren Jahrzehnten ist das Kloster ein Ort der Kunstpräsentation. »Wir schlagen den Bogen vom ältesten Bauwerk der Landeshauptstadt her. Museum heißt ja auch, eine Sammlung aufzubauen. Neben Skulpturen legen wir den Schwerpunkt auf Foto, Video und neue Medien«, sagt Laabs. Dazu habe man das Dach ausgebaut, wodurch eine Medien-Lounge in der obersten Etage des Bauwerkes entstand.

Dort zeigt das Haus bis 6. Mai »Inner Motion«, ein Abschreiten des Weges von den Anfängen des Mediums Video bis ins Heute. Die Palette reiche von der 1931 geborenen Medienpionierin Nan Hoover, die als Wegbereiterin der europäischen Videokunst gilt, bis zu Arbeiten des Deutschen Bjorn Melhus und Yehudit Sasportas aus Israel. 900-jährige Architektur, erklärt Laabs, werde durch das Jetzt ergänzt. »Es gibt ja durch die Wirren der Geschichte nichts, was aus dem Kloster selbst ist. Unser Museumskonzept belebt die Hülle mit Exponaten aus aller Welt.« In Magdeburg werde seit 1906 internationale Kunst gesammelt. Die Industriestadt habe schon immer Kontakt zur Welt gehalten. »Darum wollen wir nicht im Regionalen kleben bleiben und suchen Anknüpfungspunkte in der Welt.« 2000 Quadratmeter Ausstellungsflächen wurden in den beiden vergangenen Jahren bei eingeschränktem Museumsbetrieb saniert. Denkmalverträglich nennen es die Spezialisten, die an manchen Stellen rückgebaut haben, was aus falsch verstandener Mittelaltersicht über die Jahrhunderte entstanden war. So kehre man zur alten Klarheit der Architektur zurück, heißt es.

3,7 Millionen Euro, eine für so ein Projekt vergleichsweise moderate Summe, flossen in die Umgestaltung des Kunstmuseums Kloster, das auch durch seine Konzerthalle bekannt ist: neue Fluchtwege, moderne Licht- und Klimalösungen und ein Zugang, der mobilitätseingeschränkten Menschen Kunstgenuss auf allen Klosterebenen ermöglicht. Eingesetzt wurden Gelder aus dem Konjunkturpaket II, Stiftungsmittel und Mittel aus dem Topf des Städtebaulichen Denkmalschutzes. Auch der aktive Freundeskreis des Museums beteiligte sich.

Von Ferne erscheint der romanische Bau in Sichtweite des Magdeburger Domes und des Landtages in einem ganz besonderen Licht: 17 spiegelnde Fensterläden, eine moderne Installation der Berliner Jan und Tim Edler, sollen Transparenz signalisieren, Besucher nach innen ziehen. Und sie stehen damit jeden Tag neu für die Einladung zum Schauen und Nachdenken im Kunst-Kloster.

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