15 000 Menschen schunkeln zum Tanz

Marktweiber, Schäffler, Narren: München feiert Fasching

  • Moritz Hien, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
München ist zwar nicht als Hochburg der großen Narretei bekannt. Am Faschingsdienstag schaute die Narrenwelt aber auf Bayerns Hauptstadt: Auf dem Viktualienmarkt schwangen die Marktfrauen das Tanzbein.

Trotz Minusgraden drängen sich gut 15 000 Schaulustige auf dem Münchner Viktualienmarkt. Es ist fast kein Durchkommen mehr, die Polizei hat den Altstadtring für den Straßenverkehr gesperrt. Es ist der Höhepunkt des Münchner Faschings - der »Tanz der Marktweiber«. Seit 25 Jahren organisieren die Münchner Markthallen, die Interessengemeinschaft Viktualienmarkt (IGV) und die Marktfrauen alljährlich das traditionelle Fest. Es soll ein »Dankeschön für die Kunden sein, die die grantelnden Marktfrauen aushalten«, sagt die IGV-Vorsitzende Elke Fett und lacht. Der Brauch hat sein 25. Bühnenjubiläum. Aber an ihren Ständen haben die Frauen der Münchner Stadtmärkte schon vor über 100 Jahren am letzten Faschingstag mit Schnäpsen und Knabbereien zum Tanz geladen. Der Brauch sei bis heute lebendig. »Wir sind auch alle modern, angepasst und chic«, sagt Fett. Die Vorsitzende der tanzenden Marktfrauen, Christa Lang, erklärt: »Wir sind eine neue Gruppe!« Drei Neuzugänge verzeichnet die Tanztruppe in diesem Jahr, und so treten unter Führung von Tanzlehrer Christian Langer 14 Marktfrauen in kunstvollen, bunten Kostümen auf. »Ich hoffe, ihr kauft auch fleißig am Viktualienmarkt«, scherzt der, bevor die Show beginnt.

Von der Brothändlerin Annemarie über die Käseverkäuferin Susanne und die Evi vom Honigstand bis zur Blumen-Erika sind alle Kostüme passend durchgestylt - zum Teil in stundenlanger Arbeit selbst genäht. Unter Beifall und Jubel präsentieren die Marktweiber Tänze querbeet von Lady Gaga über Volkslieder bis hin zu Gospel. Besonderer Höhepunkt ist - wie in jedem Jahr - die Darbietung von Ferdinand Weißheitingers urbayerischem Humorstück »Wagen von der Linie 8«. Christa Lang übernimmt die Rolle des »Muttchens« selbst, das es nicht schafft, die Straßenbahn rechtzeitig zu verlassen. Zu diesem traditionsreichen Schmankerl haben die Marktfrauen extra auch die »verflossenen Tänzerinnen« auf die Bühne gebeten. Wer hier »Preuße« ist, bekommt sein Fett ab. Das Publikum dankt lautstark und mischt sich anschließend unter die 15 000 Narren, die die Münchner Fußgängerzone bevölkern.

Nicht ganz so gnädig war das Publikum mit den Schäfflern, die vor den Marktfrauen aufgetreten waren. Die 20 Fassmacher und ihre kunstvollen, grünen Kranzbögen hatten nicht genug Platz auf der Bühne gefunden und präsentierten ihren Zunfttanz davor. Ein Großteil des Publikums konnte nichts sehen und buhte und pfiff.

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