Schwiegersohn

Kommentar von Gabriele Oertel

  • Lesedauer: 1 Min.

Seit bekannt ist, dass der nächste Bewohner des Schlosses Bellevue nun wahrlich kein Schwiegersohntyp ist, haben viele ihre Liebe zu Christian Wulff wiederentdeckt. Das mag dem Niedersachsen ein wenig die Seele streicheln, hilft ihm aber bei den staatsanwaltlichen Ermittlungen nicht weiter. Schließlich hängt von deren Ausgang womöglich sein künftiger Lebensstil ab. Setzen sich nämlich verschiedene Staatsrechtler und Politiker mit ihrer Auffassung durch, dass im Fall festgestellter Vorteilsnahme für den Ex-Bundespräsidenten nicht das obligate jährliche 199 000-Euro-Salär gezahlt werden muss, sieht's künftig mau aus im Hausstand in Großburgwedel. Also muss Wulffs Schwiegermutter ran. Doch wie alles in diesem Fall bringt jede Verteidigungslinie nur neues Ungemach. Denn egal, ob die Frau einem Ministerpräsidenten mit Geldgeschenken für diverse Urlaube aushelfen musste oder das jetzt nur zu Protokoll gibt - dem einstigen Staatsoberhaupt werden nun auch noch die Minusstände auf seinem Konto öffentlich um die Ohren gehauen. Aber Christian Wulff kämpft ja nicht für seine Ehre, sondern nur um den Ehrensold. Da ist für Peinlichkeit und Scham kein Platz. Dafür ein schier unendlicher Spielraum für einen ewig dankbaren Schwiegersohn.

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