Islands Ex-Premier vor Gericht

Haarde muss sich wegen Finanzkrise verantworten

  • Lesedauer: 2 Min.

Reykjavik (dpa/AFP/nd). Der frühere Regierungschef von Island, Geir Haarde, muss sich seit Montag vor einem Sondergericht für seine Rolle in der Finanzkrise verantworten. Ihm wird Mitverantwortung am Kollaps des isländischen Bankensystems vorgeworfen. Der 60-jährige Haarde wies zu Prozessbeginn die Anschuldigung zurück, er habe Interessen des Staates verletzt, weil er die Krise nicht verhindert habe. Der Ex-Premier ist der einzige Politiker, der sich für die Finanzkrise in Island verantworten muss.

Der Anklageschrift zufolge wird Haarde der Fahrlässigkeit beschuldigt. Er habe es versäumt, beim Kollaps der drei größten isländischen Banken - Kaupthing, Landsbanki und Glitnir - einzugreifen. Bei einem Schuldspruch drohen dem Politiker zwei Jahre Haft. Als Ministerpräsident und Vorsitzender der konservativen Unabhängigkeitspartei war Haarde im Januar 2009 in Folge der Bankenpleite zurückgetreten.

Während der Finanzkrise im Jahr 2008 sammelten Islands Banken Schätzungen zufolge Schulden an, die dem zehnfachen Wert des Bruttoinlandsprodukts der Insel entsprachen. Die isländische Krone verlor stark an Wert. Viele der rund 320 000 Einwohner Islands verloren ihre Ersparnisse. Mit Milliardenkrediten von anderen skandinavischen Ländern und vom Internationalen Währungsfonds (IWF) wurde eine Staatspleite verhindert.

Der Prozess ist auf zehn Verhandlungstage angesetzt und soll am 15. März zu Ende gehen. Es ist allerdings unklar, wie schnell danach das Urteil zu erwarten ist.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal