Mobil mit Karte

Mit Hilfe von Wheelmap finden auch Menschen im Rollstuhl neue Ziele

  • Manuela Kaeselau
  • Lesedauer: 2 Min.
Spontan zum Grillen in den Park oder günstig im Internet eine Last-Minute-Reise buchen? Das können sich Menschen, die einen Rollstuhl oder Gehwagen benutzen oder auch Familien mit Kinderwagen nur leisten, wenn sie vorher herausfinden, ob der anvisierte Ort für sie auch zugänglich ist. Hier hilft Wheelmap, eine interaktive Karte von rollstuhlgerechten Orten.
Mobil mit Karte

Oft entscheiden die letzten Meter, ob mobilitätseingeschränkte Menschen ihr Ziel erreichen oder nicht. Hindert sie vielleicht eine hohe Stufe oder eine Treppe? Bei der Beantwortung dieser Frage müssen sich die Betroffenen auf Mund-zu-Mund-Propaganda oder eigene Erfahrungen verlassen. Und suchen somit immer die gleichen Orte auf, weil sie wissen, dass der Weg dorthin frei ist. Klingt öde? Das finden Menschen, die Rollstuhl oder Gehwagen benutzen und Familien mit Kinderwagen auch.

»Wenn es 1,6 Millionen Rollstuhlfahrer gibt, allein in Deutschland, dann heißt das doch, dass es auch 1,6 Millionen Menschen gibt, die rollstuhlgerechte Orte kennen.« Diese so einfache wie geniale Überlegung von Raul Krauthausen stand am Anfang eines ungewöhnlich hilfreichen Projektes. Auch für ihn ist es täglich Brot, permanent behindert zu werden. Er benutzt einen Rollstuhl und kennt daher die Probleme von Menschen, die auf Räder angewiesen sind. Jede Stufe wird zum Hindernis und Stufen gibt es viele.

Unter dem Dach der Sozialhelden e.V., einem Zusammenschluss von Menschen mit Mut, Engagement und Überzeugung, schiebt er im Sommer 2010 die Entwicklung von Wheelmap an, einer Landkarte für rollstuhlgerechte Orte. Die auf OpenStreetMap basierende Karte ist eine freie und editierbare Variante der gesamten Weltdigitalen Open Source-Karte - jeder kann hier nach Orten suchen und zu diesen immer dann Informationen finden, wenn sie schon von einem anderen Nutzer bewertet wurden. Wer sich im System registriert, kann zudem auch, nach dem Prinzip von Wikipedia, selbst neue Orte anlegen und deren Rollstuhlfähigkeit mit einem Ampelsystem kennzeichnen. Seit September 2010 ist Wheelmap im Internet verfügbar, im Oktober 2011 schloss sich eine Version für mobile Endgeräte an. Im Februar 2012 waren bereits über 200 000 Orte markiert, die meisten davon in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Täglich kommen etwa 200 Einträge hinzu. Die interaktive Karte ist derzeit in zwölf Sprachen verfügbar: Dänisch, Deutsch, Griechisch, Englisch, Spanisch, Französisch, Isländisch, Italienisch, Japanisch, Schwedisch, Türkisch und Koreanisch. Für Star-Trek-Fans gibt es auch eine klingonische Version, Polnisch und Bulgarisch folgen in Kürze.

Finanziert wird das Projekt aus Preis-, Förder- und Spendengeldern und es lebt von ehrenamtlich tätigen Menschen, den Sozialhelden. Nach dem »Deutschen Engagementpreis 2009« und dem »Deutschen Bürgerpreis 2010« gewannen sie Ende 2011 ihren ersten großen internationalen Preis. Die Android App von Wheelmap bekam den »Vodafone Smart Accessibility Award«. Alle Preisgelder werden von den Sozialhelden in neue Projekte gesteckt. Und in allen lösen sie gesellschaftliche Probleme, die großen Nutzen haben.

www.wheelmap.org

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