Keine Wahl im Saarland

Bildungspolitik spielt im kleinsten Bundesland nur eine untergeordnete Rolle

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Vorgabe ist klar. Am 25. März 2012 wählt man im Saarland eine große Koalition. Gemessen an den Bildungsprogrammen fehlt es auch an Alternativen.

CDU und SPD: Konzertierte Aktion

Die CDU gibt vor, die SPD zieht nach. Für die CDU besteht der Schulfrieden in der Festschreibung, dass es bei dem Modellversuch aus Gymnasium und Gemeinschaftsschule »keine generelle Abschaffung des Abschulens vom Gymnasium« und »keine Verpflichtung der Gymnasien zum zieldifferenten Inklusionsunterricht« geben wird. Im Programm der SPD dominieren die schönen Worte, wie »Bildung ist Grundlage für gesellschaftliche Teilhabe«, und viele gute Absichten, wie »gute Startvoraussetzungen für unsere Kleinsten« oder »gleichwertige Wege zum Schulerfolg« durch Verkleinerung von Lerngruppen. Eine klare Aussage, dass man für ein Abschulungsverbot der Gymnasien und eine verbindliche Umsetzung der Inklusion eintritt, fehlen aber. Denn auch sie will nach eigener Aussage den Schulfrieden wahren.

Die Grünen: Verfangen in Realpolitik

Schärfer formulieren die Grünen. Sie wollen den Schulfrieden nicht nur wahren, sondern ihn »dauerhaft«. Durch die Einführung der Gemeinschaftsschule habe das Saarland mit dem »Zwei-Säulen-Modell ein zukunftsweisendes, modernes Schulsystem«. Es gelte, sich nun auf »inhaltliche Reformen mit dem Ziel einer Qualitätsverbesserung« zu konzentrieren und gewisse Koalitionskompromisse »zu überprüfen«. Hierzu zählen sie: »Die Versetzungsentscheidung am Ende der Klassenstufe acht, ausgeweitete Differenzierung, insbesondere die Dreierdifferenzierung oder die Einschränkung des längeren gemeinsamen Lernens«.

Die Linkspartei: liebloses Kurzprogramm

Haben die anderen ein ausführliches, wenn auch in Teilen blumiges Wahlprogramm, begnügt sich die Linkspartei mit einer Kurzfassung ihres Programms von 2009 und erweist sich damit einen Bärendienst. Sie will »ein Bildungssystem, das gleiche Bildungschancen für alle gewährleistet und niemand aufgrund seiner sozialen Herkunft zurück lässt«. Bei dieser Kurzform könnte man ketzerisch fragen, ob das System jemanden aus anderen Gründen zurücklassen dürfe. Aussagen zur Inklusion sucht man im vergeblich. Individuelle Förderung wird reduziert auf: »Leistungsdefizite müssen früh ermittelt, die Förderung auf die jeweiligen Schwächen zugeschnitten werden.« Damit fällt die Linkspartei im Saarland hinter die bildungspolitischen Aussagen der Bundespartei zurück. Die Einführung der Gemeinschaftsschule, die sie »ermöglichte«, als einen »ersten Schritt« zur Bildungsgerechtigkeit zu sehen, wird zur Floskel. Weder wird in dieser allein binnendifferenziert gearbeitet noch Lernen die Kinder von Klasse eins bis zehn gemeinsam. Sie ist nichts anderes als die Stadtteilschule in Hamburg oder Sekundarschule in Berlin. Im Saarland heißt sie halt Gemeinschaftsschule.

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