Bürgermedien fördern

Dozentin Gabriele Hooffacker über die LiMA und Medienarbeit jenseits des Mainstreams

  • Lesedauer: 3 Min.
Dr. Gabriele Hooffacker, 53-jährige Journalistin und Dozentin, leitet seit 1999 die Journalistenakademie in München. Sie ist spezialisiert auf Onlinejournalismus und Autorin mehrerer Fachbücher. Über ihre Teilnahme an diesjährigen LiMA in Berlin sprach mit ihr für »nd« Ralf Hutter.
Bürgermedien fördern

nd: Sie haben vier Kurse auf der LiMA gehalten. Wie war es?
Hoofacker: Wie immer: Schön, toll, chaotisch, anstrengend. Es waren organisatorische Widrigkeiten zu überwinden. Mist war, dass es nicht immer WLAN gab. Das ist bei Kursen zu Onlinejournalismus schwierig, vor allem wenn man das erst hier erfährt. Aber das ganze LiMA-Team hat sich unglaublich reingehängt. Meine Kurse waren gut besucht.

Seit wann kennen Sie die LiMA? Wo verorten Sie sie im Feld der journalistischen Akademien und Weiterbildungsmöglichkeiten?
Ich bin seit der ersten oder zweiten LiMA mit dabei. Die LiMA ist eine Mischung. Eigentlich geht es sehr stark darum, Leuten, die neben- oder ehrenamtlich journalistisch tätig sind, das Handwerkszeug zu vermitteln. Deshalb bin ich auch da. Ich bin dann immer ein bisschen überrascht, dass auch erfahrene Leute kommen und sagen: Ich wollte schon immer mal Texten für's Web professionell vermittelt bekommen. Aber eigentlich liegt das Augenmerk auf dem Thema Bürgerjournalismus. Daher auch mein Engagement. Ich setze mich schon mein ganzes Leben lang dafür ein, dass das, was im Non-Profit-Bereich, in den Freien Radios, im Internet passiert, möglichst gut kommuniziert wird, auch wenn es nicht von Profis gemacht wird. Da sehe ich die Stärke der LiMA.

Es gibt von der LiMA auch kleinere Regionalveranstaltungen in mehreren Städten Deutschlands. Welche Bedeutung habe diese?
Die LiMA regional in München fand bei uns an der Journalistenakademie statt. Sie war sehr gut besucht, wir hatten mehr als 100 Teilnehmer. Ich fand es gut, in die Region zu gehen. Aber man muss aufpassen, die dortigen Strukturen und Kompetenzen einzubeziehen. Man kann nicht das Berliner Konzept nach München übertragen.

Was macht die Journalistenakademie München aus?
Wir sind spezialisiert auf alles, was Schreiben für den Bildschirm angeht. Das unterscheidet uns von den klassischen Journalismusschulen. Wir kommen aus dem Onlinebereich und vermitteln alles, was man damit machen kann: Video, Audio, Text, Foto. Wir lehren dies sowohl Journalisten als auch Menschen, die das für die Öffentlichkeitsarbeit brauchen.

Sie sind auch im Rahmen des Alternativen Medienpreises engagiert. Wie kamen Sie dazu?
Den Alternativen Medienpreis haben mein Mann Peter Lokk und ich 1999 ins Leben gerufen, um diejenigen auszuzeichnen, die abseits vom Mainstream journalistische Arbeit leisten. Zum Beispiel: Wie ist der Alltag einer Frau im Rollstuhl? Mit welchen Schwierigkeiten hat jemand zu kämpfen, der sich in Bayern gegen Rechtsextremismus engagiert? Wenn so etwas dargestellt wird, wenn gezeigt wird, wo der Mainstream falsch liegt, dann möchten wir das auszeichnen - und wir möchten das Engagement in Non-Profit-Einrichtungen honorieren. Wir haben aber auch immer wieder Teilnehmer von Profi-Medien mit sehr schönen Radio- oder Fernsehbeiträgen. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten geht das nämlich noch.

Wer vergibt den Preis?
Gegründet wurde der Alternative Medienpreis von Radio Z in Nürnberg, einem der ältesten Alternativradios überhaupt, und der Nürnberger Medienakademie, einer gemeinnützigen Bildungseinrichtung, die mit unserer Journalistenakademie zusammenhängt und über die wir die Dinge im Non-Profit-Bereich machen. Die Akademie in München ist eine GmbH & Co. KG, ein Unternehmen. Man muss ja auch von etwas leben. Vielleicht lernt man das in Bayern. Dass man sich nicht darauf verlassen kann, dass es öffentliche Fördergelder gibt. Wenn man etwas gutes tun will, muss man selbst dafür sorgen, dass es finanziert ist. Diese Zweigleisigkeit mache ich schon mein ganzes Leben lang. Einerseits professioneller Journalismus und Journalismuslehre. Und andererseits den Non-Profit-Bereich fördern.

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