Öljagd in der Barentssee

Probebohrungen von Statoil erfolgreich / Suche erstreckt sich immer weiter nach Norden

  • Andreas Knudsen, Kopenhagen
  • Lesedauer: 3 Min.
Norwegen setzt weiter auf das Geschäft mit Erdöl und Erdgas. Nördlich des Polarkreises wurden neue Vorkommen entdeckt - um die Lizenzen gibt es noch Gerangel.

Seit das Ausbeutungsende der küstennahen Öl- und Gasfelder absehbar ist und der Klimawandel für schwindendes Meereis sorgt, verschärft sich der Wettkampf um Bohrlizenzen in arktischen Gewässern. Hier soll mehr als ein Fünftel der unerschlossenen Ölvorräte weltweit liegen. Konzerne von Shell über ExxonMobil bis Rosneft schielen auf den ungehobenen Schatz. Russland, Norwegen, Kanada, USA und Dänemark sind begehrte Verhandlungspartner geworden.

Der teilstaatliche norwegische Ölkonzern Statoil, der soeben ein Rekordergebnis für das erste Quartal vorlegte, war nach mehrjähriger Suche im Winter auf zwei ausbeutungswürdige Felder in der Barentssee gestoßen. Die Felder »Havis« und »Skrugard« liegen nahe des in Betrieb befindlichen »Snøhvit«-Feldes nördlich des Polarkreises und könnten das norwegische Öl- und Gasabenteuer um mehr als 20 Jahre verlängern. Im Energieministerium wie bei den Ölkonzernen ist die Freude groß, denn die Funde beendeten eine lange Durststrecke. »Wir haben den Code für die Öl- und Gasfunde in der Barentssee geknackt«, erklärte ein Sprecher von Statoil. »Die Untersuchungen haben uns ein großes Wissen zur Geologie des Gebietes gegeben, das uns künftig zugute kommen wird.«

Der Fund führte dazu, dass kleinere regionale Ölfirmen wie auch multinationale Konzerne bei der diesjährigen Auktion künftiger Suchgebiete in der Barentssee sowie in der Norwegischen See Schlange standen. Zur Vorbereitung der weiteren Suche haben mehrere Ölförderer Bauaufträge für Bohranlagen erteilt, um bereit zu sein, wenn der Startschuss fällt.

Die Kosten belaufen sich auf mehrere Hundert Millionen Euro für eine Anlage und bis zu 100 Millionen für eine einzige Probebohrung. Aufschlussarbeiten ziehen sich über Jahre hin und kosten etwa eine Milliarde Euro pro Feld. Wie Statoil die Ausbeutung durchführen wird, ist noch unklar: Da die Wassertiefe bei 400 Metern liegt, könnte man unbemannte Anlagen auf dem Meeresgrund bauen; Norwegen ist führend bei dieser Technologie.

Statoils Produktionsdirektor Øystein Mikkelsen sieht eine ausreichende Nachfrage für die Vorräte. Gegenüber der Presse erklärte er, ein gleichbleibender europäischer Gasverbrauch über das Jahr 2035 hinaus würde die Eröffnung von 20 Feldern in der »Snøhvit«-Größe verlangen.

Gegenwärtig werden die Vorschläge der Ölgesellschaften von den norwegischen Behörden geprüft, bevor dann die Lizenzen vergeben werden. Das Energieministerium beschloss im Frühjahr, großflächige seismische Untersuchungen im nordöstlichen Teil der norwegischen Wirtschaftszone in Richtung der russischen Seegrenze durchführen zu lassen, die Ende 2013 abgeschlossen sein sollen. Das Interesse für dieses Gebiet besteht schon lange, da es zwischen dem norwegischen »Snøhvit«- und dem russischen »Stokman«-Feld liegt. Die endgültige Grenzziehung zwischen den Nachbarn im Sommer 2010 machte es möglich, eventuelle grenznahe Felder zu erkunden und gegeneinander abzugrenzen. Statoil und der russische Ölförderer Rosneft unterzeichneten dazu gerade ein Kooperationsabkommen für die Offshore-Projekte in der Barentssee sowie dem Ochotskischen Meer.

Umweltschützer protestieren gegen den Wettlauf der Öl- und Gasfirmen in den arktischen Gewässern. Befürchtet werden Störungen der Vogel- und Fischpopulationen, ganz zu schweigen von den katastrophalen Konsequenzen einer eventuellen Havarie.

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