»Ernst Busch« kann neu bauen

Für die Hochschule für Schauspielkunst zeichnet sich Lösung ab / Mehr Geld fließt nicht

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 3 Min.

Im Konflikt um den Neubau für die Hochschule für Schauspielkunst (HfS) »Ernst Busch« wurde ein Fortschritt erzielt. »Wir erhalten definitiv 33 Millionen Euro für einen Neubau in der Chaussestraße«, bestätigte HfS-Rektor Wolfgang Engler die neue Entwicklung. »Im Gegenzug haben wir uns zu Sparsamkeit verpflichtet«, so Engler weiter. Etwa könne eine dringend gebrauchte Cafeteria zunächst nicht gebaut werden. Laut Engler hofft die HfS aber für solche nicht finanzierbaren Vorhaben auf die Solidarität und Spendenbereitschaft der Bevölkerung.

Die Übereinkunft lässt es der HfS offen, ob sie das Geld in die Sanierung der bestehenden Standorte investiert - oder in einen Neubau, der alle Sparten der Schule bündelt. Dieses Offenhalten des weiteren Vorgehens sowie die Tatsache, dass die Mittel nach wie vor bei 33 Millionen Euro gedeckelt werden sollen, rief große Proteste der Opposition hervor.

Die Einigung wurde gestern bei einem Gespräch zwischen Engler und SPD-Fraktionschef Raed Saleh gefunden - während parallel im Abgeordnetenhaus LINKE, Grüne und Piraten noch ihre Argumente zum Thema »Ernst Busch« vortrugen. So forderte etwa der wissenschaftspolitische Sprecher der Linksfraktion, Wolfgang Albers, die SPD auf, ihren »kulturpolitischen Amoklauf« in der Sache zu beenden. Die Causa »Ernst Busch« habe in der Stadt sowie in den Feuilletons des ganzen Landes »Spott und Häme« ausgelöst. Zudem sei das Argument der Kostensteigerung hohl, da dies bei anderen Großprojekten auch keine Rolle spiele. Ähnlich äußerten sich Vertreter der Grünen und der Piraten.

Die HfS ist geografisch zersplittert, zudem sind die einzelnen Standorte marode und stark sanierungsbedürftig. Aus diesem Grund haben sich SPD und LINKE in der letzten Legislaturperiode nach jahrelanger Suche und Diskussion auf einen neu zu bauenden zentralen Standort an der Chausseestraße in Mitte geeinigt. Praktisch in letzter Sekunde hatte die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus vergangene Woche diesen Beschluss wegen Kostensteigerungen um zwei Millionen Euro in Zweifel gezogen. Das hatte einen Proteststurm bei Studierenden, der Opposition und in der Kulturszene weit über die Grenzen Berlins hinaus ausgelöst.

Die Studierenden waren dabei besonders fantasievoll und rastlos. So wurde die eigene Hochschule besetzt und Protest-Zeichen in TV-Sendungen gesetzt. Es war wohl dieser Widerstand - flankiert von Theaterintendanten, prominenten Ex-Studierenden wie Nina Hoss sowie zahlreichen Leitartikeln - die zum Umschwung bei der SPD-Fraktion geführt haben.

Albers von den LINKEN sprach in einer leidenschaftlich geführten Aktuellen Stunde am Donnerstag denn auch von einem Sieg der Studenten, warnte aber davor, durch die jetzige Lösung hinter »längst geführte Debatten« zurückzufallen, indem nun wieder Alternativen zum Neubau erörtert würden. Die Grünen kritisierten die jetzige Abmachung, da »sich nichts ändert«, so Sabine Bangert. Sie forderte statt der nun genehmigten 33 Millionen 36,5 Millionen für einen Neubau. Lars Oberg von der SPD provozierte Gelächter als er sagte, die Sozialdemokraten hätten »gegenüber der HfS immer Wort gehalten«.

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