Karlsruhe zerfällt
Randale nach Abstieg des KSC in der Relegation gegen Regensburg
Oliver Kreuzer stand in vorderster Reihe. Der Manager des Karlsruher SC nahm sich und seine Spieler nach dem Sturz in die dritte Liga nicht aus der Schusslinie. Ganz im Gegenteil. Als vermummte Anhänger des KSC am Montagabend die Geschäftsstelle im Wildparkstadion stürmen wollten, beorderte Kreuzer die Mannschaft vor die Tür. Bis weit nach Mitternacht diskutierten Spieler und Fans über das enttäuschende 2:2 im Relegationsrückspiel gegen den Drittligisten Jahn Regensburg, das den Abstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga besiegelte.
Schon zuvor war es zu schweren Ausschreitungen gekommen. Dabei wurden nach Polizeiangaben 75 Personen verletzt. Die Beamten waren mit Plastikständern, Pflastersteinen und Flaschen beworfen worden und setzten ihrerseits Pfefferspray und Hiebwaffen gegen die Randalierer ein.
Diese hatten zunächst den Platz gestürmt, waren dann zurückgedrängt worden und griffen später außerhalb des Stadions feiernde Regensburger Fans an. Nachdem die Polizei hier eingegriffen hatte, zogen die KSC-Fans weiter zur Geschäftsstelle, wo sich die Situation langsam beruhigte.
Dass auch bei der Diskussion mit den Spielern Stühle, Knallkörper und Bierkrüge flogen, nahm Manager Kreuzer nur äußerlich gelassen hin. »Ich bin noch nie abgestiegen, auch als Spieler nicht. Das ist der bitterste Moment«, sagte er. Nach dem 1:1 im Hinspiel reichte das 2:2 nicht mehr.
»Die Jungs weinen alle«, sagte KSC-Trainer Markus Kauczinski. Sieben Spieltage vor Saisonende hatte er den Traditionsklub vom erfolglosen Jörn Andersen übernommen und noch in die Relegation geführt. Für den Klassenverbleib kam Kauczinski zu spät: »Wir konnten einiges zum Guten wenden, aber leider nicht mehr alles.«
Der Trainer ist einer der wenigen beim KSC, der einen Vertrag für die dritte Liga unterschrieben hat. Die Badener stehen vor dem Neuanfang. Bislang haben lediglich vier Spieler einen Kontrakt für die neue Saison. »Wir haben schon ein paar Spieler angesprochen«, sagte Kauczinski. »Aber wir haben gerade an Attraktivität verloren.«
»Der Plan ist, so schnell in die zweite Liga zurück wie möglich. Wir werden den Verein in schweren Zeiten nicht im Stich lassen«, versprach Präsident Ingo Wellenreuther. »Wie die Mannschaft nächstes Jahr aussieht, steht in den Sternen«, erklärte Kreuzer. »Diese Mannschaft gibt es auf jeden Fall nicht mehr.« Der Manager immerhin will weitermachen.
Regensburg steht vor ähnlichen Problemen - nur eine Klasse höher. »Ich befürchte, dass einige Spieler schon bei anderen Vereinen unterschrieben haben«, sagte Manager Franz Gerber in der Stunde des Aufstiegs. »Es ist schade. Wir fangen bei unter null an.«
Zum Aktionspaket
Linken, unabhängigen Journalismus stärken!
Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.
Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.