Neues vom bösen Onkel

Kommentar von Thomas Blum

  • Lesedauer: 2 Min.

Der böse Onkel mit dem Schnauzbart ist zurück: Thilo Sarrazin. Vieles kann man ihm vorwerfen: dass er ein Hetzer, ein langweiliger Finanzbeamter und Zahlentabellenfetischist sei, der mit einer erkennbar in voller Blüte stehenden narzisstischen Persönlichkeitsstörung herumläuft, nicht aber, dass er ein schlechter Geschäftsmann wäre.

Der Mann hat einen Riecher für das, was beim verkniffenen, ressentimentgeladenen deutschen Kleinbürger gut ankommt. Klar, er muss ja nur in sich selbst hineinschauen. Als sein eigener Marktschreier macht der Mann sich hervorragend. Sein erstes Buch hat ihn zum Millionär gemacht. Und ein gewiefter Abzocker wie er weiß: Wo so viel Geld zu holen war, da kann noch mehr abgemolken werden. Man muss nur dieselben Bedürfnisse bedienen. Seit Tagen läuft die Reklamemaschine für sein neues Machwerk »Europa braucht den Euro nicht«, das heute erscheint, wie geschmiert: Vorabdruck in einer Illustrierten, vorgestern ARD-Talkshow, gestern Großinterview in der »Frankfurter Allgemeinen«, heute Pressekonferenz im Hotel Adlon. Und der obenrum eher einfach gestrickte Mensch klatscht begeistert in die Hände: der faule, korrupte Grieche verprasst unser Erspartes - »Endlich sagt's einer!« Der Deutsche ist wieder mal das Opfer und der Zahlmeister - »So ist es!«

Die Firma Sarrazin ist ein expandierendes Unternehmen: Auch von der Ehefrau soll bald ein Buch erscheinen, das die erste »Sarrazin-Debatte« recyclen will. Anzunehmen ist, dass es extrem »tabubrecherisch« und »provokant« sein und ordentlich Geld aufs Konto spülen wird.

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