Pfahlbauten vor der Oper

Leitung der Staatsoper enttäuscht über spätere Wiedereröffnung

  • Lesedauer: 2 Min.

(dpa/nd). Die Leitung der Staatsoper Unter den Linden ist »sehr enttäuscht« über die erneut um ein Jahr verschobene Wiedereröffnung des Hauses. Die Verantwortlichen hätten an Glaubwürdigkeit verloren, sagte Jürgen Flimm. »Wem kann man denn jetzt noch vertrauen in dieser Sache? Zweieinhalb Jahre vorher wissen die schon, dass sie nicht fertig werden», bemerkte der Intendant. Statt 2014 soll das Opernhaus erst 2015 wiedereröffnet werden. Ursprünglich war einmal 2013 angepeilt worden.

Generalmusikdirektor Daniel Barenboim würde es reichen, wenn bis Herbst 2014 die Renovierung des Haupthauses fertig sei. »Dann könnten wir dort schon spielen, während in den Nebengebäuden noch gearbeitet wird«. Er akzeptiere die »Unfähigkeit« der Bauleitung nicht. »Ich sehe nicht ein, dass so ein Haus nicht in zweieinhalb Jahren fertig sein kann.«

Senatsbaudirektorin Regula Lüscher hatte die Verschiebung kurz vor Pfingsten bekanntgegeben. Grund sei die Entdeckung alter Pfahlbauten in 17 Metern Tiefe. Dadurch wird der Bau einer unterirdischen Verbindung zwischen dem Opernhaus und den Probebühnen komplizierter als gedacht.

Flimm sagte, die Verschiebung sei auch ein finanzielles Problem. Jährlich fahre man im Ausweichquartier Schillertheater ein Defizit von vier Millionen Euro ein. »Wir hatten ja über die Jahre tolle Rücklagen gebildet, bis 2013 war alles gesichert. 2014 waren diese Rücklagen dann eben aufgebraucht, die waren nicht mehr im Plan. Und 2015 erst recht nicht.«

Die neuerliche Verzögerung an der Staatsoper zeige, dass der Berliner Senat nicht in der Lage ist ein Bauprojekt seriös durchzuplanen, kritisierte die kulturpolitische Sprecherin der Grünenfraktion, Sabine Bangert. »Die Probleme mit dem schwierigen Baugrund in Mitte müssten eigentlich allgemein bekannt sein, da sie bereits vor einem Jahr untersucht wurden.« So klinge die Begründung wie ein vorgeschobenes Argument. Es entsteht in diesen Tagen der Eindruck, dass der Senat einfach losbaut - ohne solide Planung und Aufsicht. Ob Bruchlandung am BER, ZLB-Planung ohne Kostenkalkulation und Alternativplanung oder nun auch die Staatsoper, das wirft alles kein gutes Licht auf Rot-Schwarz. Wir können nur hoffen, dass der Senat eine Risikoabschätzung für den Lückenschluss der U-Bahn-Linie 5 vorgenommen hat, die demnächst direkt an der Staatsoper vorbeifahren soll.

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