Peking will weg vom Dollar-Tausch

Yuan und Yen können zukünftig direkt getauscht werden / Dollar-Hoheit soll verringert werden

  • Dieter Janke
  • Lesedauer: 3 Min.
Der chinesische Yuan und der japanische Yen sind am Freitag erstmals direkt gegeneinander getauscht worden. Bislang wurde das durch einen Umweg über den Dollar erledigt.

Grundlage für den wichtigen Schritt zur weiteren Internationalisierung der chinesischen Landeswährung, der von Experten als einer der größten Imageerfolge Pekings bewertet wird, ist ein Abkommen zwischen China und Japan vom Dezember 2011. Hier wurde vereinbart, künftig beim Währungshandel den Umweg über den Dollar auszuschließen.

»Angesichts des riesigen Handelsvolumens zwischen den beiden wichtigsten Volkswirtschaften Asiens ist die neue Vereinbarung viel bedeutsamer als jede andere, die China mit weiteren Ländern geschlossen hat«, schätzte seinerzeit Ren Xianfang der Wirtschaftsprognosefirma IHS Global Insight ein. Kein anderer Handelspartner habe für Japan eine ähnliche Bedeutung. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Austausch von Waren und Dienstleistungen auf 26,5 Billionen Yen (ca. 260 Milliarden Euro) fast verdreifacht. 2011 belief sich das bilaterale Handelsvolumen auf rund 345 Milliarden Dollar. Nach Angaben der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua wurde bislang etwa 60 Prozent davon in Dollar abgewickelt.

Darüber hinaus hatten sich die Regierungschefs Japans und Chinas, Yoshihiko Noda und Wen Jiabao, darauf verständigt, dass die japanische Regierung den Kauf chinesischer Staatsanleihen erwägt. Sowohl in Tokio als auch in Peking will man sich so von der Fixierung auf den Dollar lösen. Erklärtes Ziel Chinas ist es, die Abhängigkeit der Finanzmärkte von der US-Devise zu verringern.

Insbesondere für China stellt der Schritt eine weitere Etappe hin zur Etablierung des Yuan als internationaler Reservewährung dar, wozu auch eine stärkere Durchsetzung der Yuan-Verwendung als Fakturierungswährung für Handelsgeschäfte gehört. China hat bereits mit einigen Schwellenländern Abkommen getroffen, die die Abwicklung von Geschäften in Yuan etablieren sollen.

Die beiden größten Wirtschaftsmächte Asiens erwarten von dem Schritt auch eine größere globale Bedeutung ihrer Landeswährungen. Laut dem japanischen Finanzminister Jun Azumi erhofft man sich, dass auch der Handel zwischen beiden Ländern kräftige Impulse erhalte. Die Neuerung senke zudem die Kosten für Unternehmen, die Verlustrisiken der Banken sowie Transaktionskosten. Azumi verspricht sich davon einen Aufschwung für die Wirtschaft und den Finanzplatz Tokio.

Auch die chinesische Zentralbank sprach von einem wichtigen Schritt für beide Länder. Japanische Unternehmen sollen nun auch außerhalb Chinas Anleihen in Yuan aufnehmen dürfen. Der Japanischen Bank für Internationale Zusammenarbeit wird es in einem Pilotprojekt gestattet, in China Yuan-Schulden aufzunehmen. Zudem sollen Japaner den Yuan künftig für Direktinvestitionen in China nutzen dürfen.

Es ist erst das zweite Mal, dass China den direkten Austausch mit einer Devise gestattet. Allerdings will Peking zwischen Yuan und Yen Kursschwankungen von bis zu drei Prozent ohne Intervention gestatten, während der Kurs zum Dollar am Tag nur um rund ein Prozent schwanken darf.

Lexikon

Die Fakturierungswährung ist diejenige, in der Rechnungen für Export und Außenhandel geschrieben werden. In dieser Währung bezahlt also ein Importeur den Exporteur für gelieferte Waren. Falls es sich nicht um die Währung des Importeurs handelt, entsteht ein Währungsrisiko bis zum Zahlungseingang, das z.B. über Banken durch Devisentermingeschäfte abgedeckt werden kann. Bei Fakturierung in der eigenen Währung entsteht ein Risiko für den ausländischen Geschäftspartner. nd

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