Keine Starterlaubnis für Flughafen

Selbst eine Eröffnung im März 2013 scheint in Schönefeld nicht mehr sicher

Die verzögerte Inbetriebnahme des Hauptstadtflughafens »Willy Brandt« kostet Geld - wie viel, blieb bislang unklar. Heute will sich der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft damit befassen. Dabei steht nicht einmal fest, ob wenigstens der neue Eröffnungstermin 17. März zu halten ist.

Die Entrauchung funktioniert nicht automatisch, wie es für den Brandschutz erforderlich wäre. Daran scheiterte die beabsichtigte Eröffnung des neuen Großflughafens BER in Schönefeld am 3. Juni. Zunächst sollte es stattdessen im August soweit sein, nun ist der 17. März 2013 angepeilt.

Doch selbst bis dahin könnte möglicherweise nicht alles klappen, befürchtet der Landkreis Dahme-Spreewald. Seine Bedenken formulierte Baudezernent Carl-Heinz Klinkmüller bereits am 14. Juni in einem Brief an BER-Technikgeschäftsführer Joachim Korkhaus. Mit den Mängeln und ihrer Beseitigung habe man sich »nicht hinreichend« auseinandergesetzt, heißt es in dem Schreiben, das jetzt bekannt wurde. Klinkmüller berief sich auf Sachverständige und Besichtigungen der Bauaufsicht. Zudem beanstandete Klinkmüller, die Gefahr eines Brandes im Terminal sei wegen fehlender sicherheitstechnischer Anlagen derzeit äußerst hoch. Der Dezernent fragte auch, ob die Baustellenfeuerwehr mit lediglich zwei Staffeln in der Lage sein würde, ein Feuer wirksam zu bekämpfen, bis weitere Einsatzkräfte eintreffen.

Er habe zurzeit keine Erkenntnisse, dass der Eröffnungstermin 17. März 2013 nicht steht, reagierte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gestern. Derartige Erkenntnisse hatte er allerdings noch kurz vor der Verschiebung des Eröffnungstermin 3. Juni ebenfalls nicht. Die Äußerungen aus der Kreisverwaltung hätten ja nicht gerade viel Substanz, bemerkte Wowereit, der auch Aufsichtsratsvorsitzender ist. Dass die Öffentlichkeit nach den bisherigen Erfahrungen gar nicht anders kann, als skeptisch sein und alles für möglich halten, musste der Regierende Bürgermeister einräumen: »Spekulationen wird es lange geben. Das wissen wir. Die Glaubwürdigkeit ist beschädigt.« Es gehe darum, hart daran zu arbeiten, dass der Termin gehalten wird. »Die Firmen werden sich bekennen müssen. Wir werden das überprüfen. Und dann wird man auch Aussagen machen können.«

Ramona Pop, Fraktionschefin der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, riet der Flughafengesellschaft, den Baudezernenten ernst zu nehmen. Schließlich habe dieser »bereits vor dem letzten geplatzten Eröffnungstermin dringend gewarnt«, sagte Pop im rbb-Inforadio.

»Grundsätzlich nehmen wir die Äußerungen des Landkreises ernst«, beteuerte Flughafensprecher Ralf Kunkel. »Nach unserer Einschätzung genügen sechs Monate Bauzeit, um auch Mängel zu verfolgen und zu beseitigen. Wir bleiben im Gespräch.« Seite 9

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