Bestätigung eines guten Gefühls

Spanien hat nach dem Finaleinzug über Portugal im Elfmeterschießen nun eine historische Chance

Für einen Moment standen sie sich im tosenden Donbass-Stadion von Donezk gegenüber und brüllten einander die Glücksgefühle ins Gesicht: Cesc Fabregas, der letzte Schütze der Spanier in diesem nervenzehrenden Elfmeterschießen, der seinen Schuss sicher zum 4:2-Sieg verwandelt hatte, und Torwart Iker Casillas, der mit seiner Parade gegen den Portugiesen Joao Moutinho im ersten Versuch gehalten hatte. All die Last, all die Minuten quälenden Misslingens gegen diese unbequemen Portugiesen - sie waren vergessen. Dann fielen sich die beiden Hauptdarsteller in die Arme und feierten mit den Teamkollegen unter dem schwarzblauen Donezker Nachthimmel den erneuten Finaleinzug.

»Es war ein historischer Moment«, sollte Fabregas später sagen, die Tränen noch im Gesicht. Und dann von seiner Intuition sprechen, nach der ihm bereits vor dem Anpfiff dieses EM-Halbfinals ein Elfmeterschießen geschwant hatte, und von dem guten Gefühl, dass er in den Minuten vor der Lotterie am Elfmeterpunkt gehabt hatte, von der Erinnerung an 2008, wo er als letzter Schütze im EM-Viertelfinale gegen Italien getroffen hatte.

In Kiew könnte den Spaniern am Sonntag nun Historisches gelingen: Noch nie war eine Mannschaft in Folge Europameister, Weltmeister und erneut Europameister. Dem DFB-Team gelang zwar 1972, 74 und 76 jeweils der Finaleinzug, im dritten Anlauf jedoch nicht der Titelgewinn.

Dass die Vorzeigefußballer aus Spanien am Sonntag nun wieder im Finale stehen, war wenig überraschend, viel eher schon, wie schwer sie sich auch diesmal damit taten. Bereits gegen Italien und Kroatien war ihnen das Tiki-Taka schwergefallen, jenes Passspiel, das solange dauert, bis sich die Lücke für das vertikale Zuspiel auftut, mit dem es dann plötzlich blitzschnell gen gegnerisches Tor geht. Jenes Ballkreisen, das so geduldig betrieben wird, bis es irgendwann 1:0 für Spanien steht, gut zu beobachten bei der WM 2010 in Südafrika.

Wie man La Roja am Sonntag im Endspiel unter Kontrolle halten könnte, haben die Portugiesen im Semifinale 90 Minuten lang par excellence vorgeführt. Schon ganz früh angreifen, schon ab dem Strafraum ein laufintensives Pressing spielen. Cristiano Ronaldo und seine Angreiferkollegen Hugo Almeida und Nani taten das in der lauen Donezker Fußballnacht unermüdlich, dahinter machten Raul Meireles, Joao Moutinho und Miguel Veloso die Räume dicht.

Erst in der Nachspielzeit gewann die spanische Mannschaft die Oberhand. Nur durch die Vielzahl vergebener Chancen in der Verlängerung durfte Innenverteidiger Sergio Ramos am Ende ohne Widerrede von einem historischen Sieg reden und behaupten: »Wir haben es verdient.« Sein Gegner Cristiano Ronaldo sah dies natürlich anders und bejammerte die »Ungerechtigkeit«.

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