Wer führt die Afrikanische Union?

Streit prägt den Gipfel zum 10. Gründungstag

  • Armin Osmanovic, Johannesburg
  • Lesedauer: 3 Min.
Eigentlich sollte der Gipfel der Afrikanischen Union (AU) in Malawi stattfinden und man wollte in Einigkeit das zehnjährige Bestehen feiern. Doch nun kommt es anders.

Die neue Präsidentin Malawis, Joyce Band, will den sudanesischen Präsidenten Omar Baschir nicht empfangen, der vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen Verbrechen in der Kriegsregion Darfur verfolgt wird. Deshalb trifft sich die Afrikanische Union nun am AU-Hauptsitz in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, in einem von China gesponserten neuen Gebäude. Statt Einigkeit scheint Streit für diesen Gipfel programmiert. Denn wieder steht die Wahl des AU-Kommissionspräsidenten auf der Tagesordnung. Vor sechs Monaten konnte keine Entscheidung getroffen werden. Amtsinhaber Jean Ping (Foto: AFP) aus Gabun wollte weitermachen und trat nochmals an. Gegen ihn schickte Südafrika die Innenministerin Nkozansa Dlamini-Zuma, die Ex-Frau des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma, ins Rennen. Ping erhielt zwar mehr Stimmen, konnte aber auch nach drei Wahlgängen nicht die notwendige Zweidrittel-Mehrheit erreichen.

Südafrikas Vertreter jubelten, denn man wirft dem seit 2008 amtierenden AU-Chef vor, bei den jüngsten Krisen in der Elfenbeinküste und in Libyen die Interessen Afrikas nicht ausreichend berücksichtigt zu haben. Vor allem die frankofonen Länder, die Ping unterstützt hatten, aber auch Nigeria und Kenia, die Südafrikas Kandidatin die kalte Schulter zeigten, waren von diesem despektierlichen Verhalten der Südafrikaner enttäuscht.

Auch im eigenen Land gab es daran Kritik, wie ohnehin an der Kandidatur von Dlamini-Zuma. Denn Pretoria verstößt damit gegen die ungeschriebene Regel, nach der die großen AU-Länder nicht nach dem Chefposten greifen sollen. Südafrikas Regierungschef Zuma ist aber fest entschlossen, an der Kandidatin festzuhalten. In Südafrika wird spekuliert, dass dabei neben dem Bemühen um eine stärkere Kontrolle der Union nach Ende des libyschen Diktators Muammar Ghaddafi, auch innere Faktoren eine Rolle spielen.

Ende des Jahres wird der neue Präsident des Afrikanischen Nationalkongresses gewählt. Jacob Zuma will wieder antreten. Seine Ex-Frau könnte eine gefährliche Konkurrentin für ihn sein, sollte sie sich, wie schon vor fünf Jahren, auf die Seite der Zuma-Gegner schlagen.

Damals kandidierte sie im Team von Thabo Mbeki gegen den heutigen Vizepräsidenten Kgalema Motlanthe. Nun ist er der mögliche Gegenspieler von Zuma. Es wird spekuliert, dass er Dlamini-Zuma als Vizepräsidentin in sein Team holt. Dann könnte es für Zuma in seiner Heimatregion Kwazulu-Natal, die die meisten Delegierten stellt, eng werden. Dlamini-Zuma ist dort äußerst beliebt. Ein Weggang der Ex-Frau wäre also sehr willkommen.

Doch der Ausgang der Wahl in Adis Abeba ist ungewiss. Sollte sich wieder keiner der beiden Kandidaten durchsetzen, würde das die Organisation in eine tiefe Krise stürzen. Schon jetzt zeigen sich die Risse deutlich. Vor allem das Verhältnis zwischen den beiden größten Nationen Nigeria und Südafrika ist angespannt. Westafrikas regionale Führungsmacht hat nicht vergessen, dass Südafrika in Sachen Elfenbeinküste ein eigenes Spiel getrieben hat, indem man gegen alle anderen Staaten am alten Machthaber Laurent Gbagbo festhalten wollte. Auch die Ausweisung von Nigerianern aus Südafrika hat nicht zur Verbesserung der Beziehungen beigetragen. Und nicht zuletzt geht es um wirtschaftlichen Einfluss.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal