Sommerloch

  • Bernd Zeller
  • Lesedauer: 2 Min.

Selten wurde die nachrichtenarme Zeit so sehr herbeigesehnt wie in diesem Jahr. Es vergeht kein Tag, an dem der Euro nicht wieder gerettet wird, und dass Meldedaten verkauft werden können, hätte man auch lieber nicht erfahren.

Die Sache mit den behördlich erhobenen weiterverkäuflichen Daten der Melderegister wurde schlecht kommuniziert. Zuerst hätte ein taugliches PR-Management verlangt, dass man bekannt gibt, wofür der Erlös verwendet werden soll, nämlich zwingend für Bildung, Schulen, Lehrer und Unterricht. Dagegen hätte keiner etwas sagen können beziehungsweise wäre jeder Kritiker in die Defensive gedrängt worden. Denn die Schüler werden immer dümmer, und deshalb wird es immer teurer, sie mit Bildung zu bedienen. Das möchte man natürlich auch nicht wissen, und zum Glück sagt das auch niemand so.

Ferner hätte man den Weiterverkauf als Lösung präsentieren müssen. Als Lösung wofür, ist sekundär. Am besten für den Datenschutz. Wer für Daten bezahlt, geht sorgsam mit ihnen um. Man hätte es der Piratenpartei zuschieben können, den freien Datenaustausch gewollt zu haben, bei dem alle Melderegister auf Filesharing-Plattformen die Daten zur Verfügung stellen und sich dafür ein Video oder Musik herunterladen dürfen. Hier hätte also eine Bezahlschranke den Bürger geschützt.

Als Politik- und Medienkonsument versteht man, dass Journalisten das Sommerloch erfunden haben, um mal ein paar Wochen nicht so tun zu müssen, als überblickten und durchschauten sie das Geschehen.

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