»Nicht die Gerichte dürfen die Geschichte von Genua schreiben«

Die Gewaltausbrüche beim G8-Gipfel 2001 beschäftigen die Justiz bis heute / Hart bestraft werden nur die Demonstranten

Sara Di Pietro engagiert sich bei der italienischen Kampagne »10x100 – Genua ist nicht vorbei«. Über die Urteile gegen Demonstranten beim G8-Gipfel 2001 sprach mit ihr für »nd« Katja Herzberg.

nd: Kurz vor dem gestrigen elften Todestag Carlo Giulianis wurden die langjährigen Haftstrafen für fünf Personen wegen ihrer Beteiligung an Demonstrationen beim G8-Gipfel in Genua (18.-22. Juli 2001) vom höchsten Gericht Italiens bestätigt. Was bedeuten die Urteile in diesen Tagen der Erinnerung?
di Pietro: Es ist eine Demütigung und Beleidigung für das Gedenken an Carlo. Denn wenn er noch leben würde, wäre er sicher einer dieser zehn Verurteilten. Bevor er von einem Polizisten erschossen wurde, war er bereits einmal kurzzeitig festgenommen worden.

Was haben die Verurteilten nun zu befürchten?
Zunächst standen 25 Personen wegen »Zerstörung und Plünderung« vor Gericht - ein Straftatbestand der 1930 unter den Faschisten eingeführt wurde, um gegen Personen vorzugehen, die sich gegen das Regime wandten. 2008 hat das Gericht in der zweiten Instanz 15 der Angeklagten freigesprochen. Für die zehn anderen wurden die Strafen aber erhö...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.