Die Minks erobern Elbe und Havel

Nordamerikanische Nerze breiten sich in Sachsen-Anhalt aus. Sie haben kaum natürliche Feinde

  • Lena Riemann, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Sie kommen aus dem fernen Amerika, fühlen sich hier aber längst heimisch: Nerze breiten sich vor allem im Osten Deutschlands aus. Gleichzeitig gefährden sie vom Aussterben bedrohte Tierarten.

Jäger haben in Sachsen-Anhalt immer häufiger mit amerikanischen Nerzen zu kämpfen. Denn die Tiere, auch Minks genannt, breiten sich nahezu ungebremst aus. Dazu beigetragen hat auch eine Massenbefreiung von Nerzen im Jahr 2007 - damals wurden nach Angaben des Landeskriminalamtes Sachsen-Anhalt 17 000 Minks aus einer Zuchtstation bei Grabow nordöstlich von Magdeburg freigelassen. Lediglich 4000 konnten damals wieder eingefangen werden.

»Seitdem gibt es an Elbe und Havel jede Menge Minks«, sagt Peter Neuhäuser vom Nabu Sachsen-Anhalt. »Da diese Tiere hier fast keine natürlichen Feinde haben, vermehren sie sich völlig ungebremst.« Kein Vogel sei mehr sicher. Auch nicht vom Aussterben bedrohte Arten wie Lachmöwen oder Schwimmenten.

»Die flächendeckende Ausbreitung ist nicht aufzuhalten, sie kann lediglich eingedämmt werden«, bestätigt auch Ulrich Mette von der Oberen Jagdbehörde am Landesverwaltungsamt in Halle. Und das müsse zum Großteil mit Fallen passieren, da die Tiere nachtaktiv seien. Allein im Jagdjahr 2010 konnten so 373 Minks erlegt werden. Im Jahr 2006 seien es noch 217 Minks gewesen.

Neuhäuser sieht das Problem unterschätzt: Die Bekämpfung müsse verbessert werden. Er fordert eine umfangreichere Ausstattung mit Fallen und mehr Berufsjäger, um die Ausbreitung in den Griff zu kriegen. Mette sieht die Belastbarkeitsgrenze der Jäger erreicht. Die Fallen, die für die Nerzjagd benötigt werden, müssten täglich kontrolliert werden. Das bedeute einen enormen Aufwand.

Neben Sachsen-Anhalt sind außerdem die Nachbarländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern Hauptverbreitungsgebiete der eigentlich aus Nordamerika stammenden Tiere. »Insgesamt kommen Nerze eher in Nord- und Ostdeutschland vor, denn hier können sie sich entlang der Wasserläufe gut ausbreiten« sagt Till Hopf, Fachreferent beim Bundesvorstand des Naturschutzbunds.

Außerdem gebe es hier die meisten Pelztierfarmen, auf denen es zu Freilassungen kommen könne. Mehrere Tierschutzorganisationen kämpfen bereits seit Jahren gegen die Farmen, viele Menschen lehnen das Tragen von Pelzen heute ab.

Auch in Brandenburg stieg die Zahl der erlegten Minks von 123 im Jagdjahr 2006 auf 197 im Jahr 2010. Das belegt die Statistik des Deutschen Jagdschutzverbandes. Nur die Zahl in Mecklenburg-Vorpommern sank von 178 im Jahr 2006 auf 79 im Jahr 2010. Bundesweit gab es zwischen 2006 und 2010 einen Anstieg von 700 auf 974.

Der amerikanische Nerz gehört - wie der Waschbär und der Marderhund - zu einer Gruppe von Tierarten, die erst wegen »Verschleppung« oder auch gezielter Einführung in Europa heimisch wurden. Auch diese »Invasoren« haben ihren Ursprung in Nordamerika oder Asien. Weil sie sich leicht anpassen und rasch ausbreiten, gefährden sie die heimische Tierwelt.

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