AAAngekratzt

Ratingagentur Moody's stellt Top-Bonität der Bundesrepublik in Frage

Auch dem Musterschuldner Deutschland droht mittlerweile der Verlust des Spitzenratings. Die Bundesregierung gibt sich gelassen.

Die Top-Bonität deutscher Staatsanleihen gerät ins Wanken: Als erste der drei großen Ratingagenturen hat Moody's den Ausblick auf negativ gesetzt, wobei die Bestnote »AAA« vorerst beibehalten wurde. Die Bundesrepublik, aber auch die Niederlande und Luxemburg werden »von den europaweiten Entwicklungen nachteilig beeinträchtigt«, teilte die US-Agentur am späten Montag in London mit.

Moody's treibt vor allem die »zunehmende Wahrscheinlichkeit« eines Austritts Griechenlands aus der Eurozone um, der auch negative Auswirkungen insbesondere für Spanien und Italien haben würde. Selbst wenn dieses Szenario nicht eintritt, könnten größere Unterstützungsmaßnahmen etwa für Spanien und Italien nötig werden. Beides würde aus Sicht der Ratingagentur die Staaten mit Top-Bonität »wahrscheinlich am härtesten treffen«.

Die Bundesregierung übte sich angesichts des Blicks von Moody's in die Glaskugel in Gelassenheit. Aus dem Finanzministerium verlautete, Deutschland sei »weiterhin Stabilitätsanker in der Eurozone«. An den internationalen Finanzmärkten sei das Vertrauen in Deutschland weiterhin hoch. Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) erklärte, die deutsche Wirtschaft sei »weiterhin strukturell in sehr guter Verfassung«.

Eine schlechtere Bonitätsbewertung lässt häufig die von Investoren verlangten Anleihezinsen des jeweiligen Staates steigen, was die Bedienung neuer Staatsschulden verteuert. Allerdings suchen Anleger derzeit verzweifelt nach »sicheren« Anlagen, so dass eine Herabstufung der USA vor einigen Monaten die Zinsen dort kaum tangierte. Die Entwicklung Deutschlands lässt sich erst bei der nächsten Anleiheemission abschätzen.

Dass es für Deutschland hohe Finanzrisiken in der Euro-Krise gibt, ist aber unbestritten. Dies gilt nicht nur für Kredite für Krisenländer. So ist aus Sicht von Moody's gerade das deutsche Bankensystem anfällig bei einer Verschärfung der Lage in Spanien und Italien. Das dürfte insbesondere für die im Zuge der Finanzkrise (teil-) verstaatlichten Institute zutreffen.

Indes trafen in Athen die Sparkontrolleure von EU und IWF ein. Ohne einen positiven Bericht der »Troika« droht Griechenland der Staatsbankrott - mit negativen Folgen auch für Deutschland.

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