Trojaner Made in Germany

Kommentar von René Heilig

  • Lesedauer: 2 Min.

Mit »Torture reports on Rabil Najaab« war die Betreffzeile ausgefüllt, der Absender deutete auf eine Al-Dschasira-Journalistin hin. Logisch, dass Menschenrechtsaktivisten so eine E-Mail über Folterungen öffnen. Doch das angehängte Bild deaktiviert Antiviren-Scanner und installiert einen ganzen Satz Spionageprogramme. Die überwachen unter anderem die Internettelefonie, inklusive Gesprächen und Dateiübertragungen. So geschehen im fernen Bahrain. Experten verfolgten die Spur des Trojaners zurück und sind sich ziemlich sicher, dass die hinterlistige Software in Deutschland entwickelt wurde.

Es ist schon eigenartig: Da entwickeln Leute elektronische Einbruchswerkzeuge und verkaufen sie wie beliebige andere Software. Was der Käufer damit macht? Einerlei! Es geht sogar noch schlimmer. Es gibt deutsche Behörden, die das, was sie im Innern des Landes nicht oder nur eingeschränkt dürfen, munter in Computern treiben, die jenseits der Grenzen stehen. Ja und? Das machen doch alle. Und genau da liegt das Problem. Es ist vergleichbar mit dem des Exports von Waffen. Wer zahlt, der bekommt. Zwar gibt es ein paar international verabredete Übereinkommen zur Beschränkung des mörderischen Exports - gerade wird so ein Abkommen bei der UNO in New York wieder zur Unterschrift ausgelegt - , doch jede Übereinkunft lässt sich aushebeln.

Solche Schlupflöcher müssen Trojaner-Terroristen, deren Produkte oft nicht weniger gefährlich sind, gar nicht erst suchen. Straflos zerstören sie Persönlichkeiten wie Infrastrukturen, kosten Freiheit und Leben.

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