Sind so schöne Männer

Magic Mike von Steven Soderbergh

  • Caroline M. Buck
  • Lesedauer: 3 Min.

Eingeölte Männer im Stringtanga, die vor johlenden Frauenhorden in eindeutige Posen tanzen und dafür mit Geldscheinen belohnt werden, mit feuchten Händen unter den String gestopft: Mit dem britischen »The Full Monty«, in dem sich nordenglische Stahlarbeiter aus der Not der Arbeitslosigkeit helfen, indem sie auf der Bühne strippen, hat »Magic Mike« allenfalls die Ausgangssituation gemeinsam, nicht die Bilder. Die Protagonisten hier sind ausnahmslos jünger, gebräunter und wesentlich durchtrainierter. Sie glauben an den amerikanischen Traum (der Film spielt in Tampa, Florida), oder jedenfalls an schnelles Geld und Party-Leben, umgeben von willigen Frauen, Sex, Drugs & Rock’n’Roll.

Dieses Leben war mal das Leben von Hauptdarsteller Channing Tatum, der selbst in Florida strippte, als er noch jung und unbedarft war. Sagt er heute. Heute ist er dreißig, hat Frau und Kind und ist auf dem besten Weg, in Hollywood eine Rolle zu spielen. Den Film, in dem er den Titelhelden abgibt, hat er auch selbst mitproduziert, das Drehbuch schrieb sein Geschäftspartner Reid Carolin sehr frei nach Tatums Leben. Steven Soderbergh, der als Regisseur dazukam, ist ebenfalls mit eigenem Geld beteiligt. Vorrangig aber ist dies Tatums Film. Und von Matthew McConaughey, der sich mit Anfang Vierzig in der körperbetonten Nebenrolle des Chefs der Strippertruppe in die Nähe einer Oscar-Nominierung spielt. Wenn die Academy denn den Mut aufbringt, den lasziven King aller Stripper mit Gold zu belohnen.

Nicht Tatum selbst spielt die Tatum-Rolle, den Jungen, der Gelegenheitsjobs macht, bevor er im Stripclub landet, und bei seiner Schwester auf der Couch pennt, weil es zu einer eigenen Wohnung auch noch nicht gereicht hat. Sondern Alex Pettyfer, ein Jungstar aus England. Der heißt hier Adam (und wie ein unschuldiger Paradiesvogel benimmt er sich auch), und lernt Tatums Mike auf dem Bau kennen: Mike, der eigentlich Möbeldesigner sein möchte und sich den Start in den Beruf mit täglicher Knochenarbeit und nächtlichen Tanga-Auftritten erarbeitet, ist Adams Vorarbeiter für einen Tag. Danach nimmt er ihn mit in den Club - und Adam landet ganz schnell als Frischling auf der Bühne. Mike verliebt sich derweil in Adams »anständige« (und diesem neuen Job ihres Bruders gegenüber dementsprechend skeptische) Krankenschwester-SchwesterBrooke (Cody Horn).

»Magic Mike« ist keine Sozialstudie (wie Soderbergh sie auch schon gedreht hat): das Milieu wurde entschärft, was dem nicht unerheblichen Unterhaltungsfaktor guttut, ohne die Absurditäten des männlichen Stripperlebens zu kaschieren. Frontal bekommt man die Nackedeis natürlich auch nie zu sehen, und am Ende trennen sich die Wege der Protagonisten mit einer solch klaren Säuberlichkeit, dass man den dramaturgischen Einfluss von Hollywoods Drehbuch-Gurus mit ihren Handbüchern und Wochenendseminaren förmlich riechen kann. Das Publikum hat‘s nicht gestört, das liebt den Film. Das weibliche, hauptsächlich, aber auch das schwule, auf das der US-Verleih in seiner Marketingstrategie ebenfalls offensiv zielte. Ein zweiter Teil ist auf dem Weg. Da wird man die verbleibenden Stripper dann wohl in Miami antreffen, im größeren, glamouröseren Haifischbecken, in das sie zu Ende von »Magic Mike« gerade umziehen.

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