Uferloser Soundstrom

Konzert-Festivals, Diskussionsforen, Clubnächte, Nachwuchskünstler: die Berlin Music Week schöpft aus den Vollen

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 3 Min.

Ohne Ballast segelt es sich besser. Und so kann die Berlin Music Week - in diesem Jahr erneut erlöst von der Musikmesse Popkomm - befreit in die Spree stechen. Im Gepäck hat sie statt der altbackenen Branchenpräsentation wieder mal ein überbordendes Programm, in dem sich der Fan ebenso wie der Talentscout, der Labelchef oder der Musikkritiker in den nächsten Tagen verlieren können. Auch wenn die Realität nur die Hälfte von dem einlösen sollte, was die Ankündigungen versprechen: Musikinteressierte werden es schwer haben, sich zwischen den Indie-Rockgrößen beim Berlin Festival, den Beats bei den Clubnächten, den Diskussionsforen bei der Theorie-Plattform All2gethernow oder den diversen Preisverleihungen zu entscheiden.

Neu ist in diesem Jahr die räumliche Konzentration auf Friedrichshain und Kreuzberg. So befindet sich das Festivalzentrum im Spreespeicher in der Stralauer Allee an der Oberbaumbrücke. Hier wird auch heute Vormittag der Startschuss für das neue Format »Word on Sound« gegeben: Unter anderem Tess Taylor, Präsidentin der National Association of Record Industry Professionals, und die Musikerin Billie Ray Martin halten die ersten Grußworte in diesem laut Music Week »innovativen, professionellen Entwicklungs- und Austauschforum«. Statt an Messeständen werden laut Music-Week-Organisator Björn Döring die Musikdeals heutzutage »morgens um drei an der Bar« geschlossen. Eine solch zwanglose Atmosphäre wird auch für »Word on Sound« angestrebt.

Offizielle Eröffnung des Musikreigens ist allerdings die Jubiläumsfeier zu 15 Jahren Radio 1 am heutigen Abend, die mit Künstlern wie Jonathan Jeremiah oder Gemma Ray, begleitet vom Filmorchester Babelsberg, aufwartet.

Gefördert wird die Musikwoche auch vom Senat. Christoph von Knobelsdorff, Staatssekretär für Wirtschaft, Technologie und Forschung, benennt die Absage der Musikmesse Popkomm und die Einsicht in die volkswirtschaftliche Bedeutung der Musikindustrie für Berlin als Motive für das Landesengagement. Ihn freut besonders, »dass die Music Week inzwischen zahlreiche andere Veranstaltungen und Künstler zusätzlich zum eigentlichen Programm anzieht«. Etwa, dass die Pet-Shop-Boys ihr neues Album heute Abend im Hebbel am Ufer vorstellen werden. Knobelsdorff hebt auch die verschiedenen Ebenen hervor, auf denen Musik in Berlin eine Rolle spielt. »Einerseits feiert Universal Jubiläum, andererseits wurde gerade das Start-up-Unternehmen ›Sound-Cloud‹ ausgezeichnet.«

Das Programm ist uferlos und sollte individuell nach Vorlieben durchforstet werden. Interessant versprechen die Festivals im Festival nach geografischen Kriterien zu werden. So ist etwa ein türkisches Labelcamp an der Cuvrystraße geplant - höchste Zeit, bei über 1500 türkischen Veranstaltungen pro Jahr in Berlin. Die Reihe »Nordic by Nature« widmet sich dagegen der kreativen Szene Skandinaviens. Das konzertmäßige Schwergewicht Berlin Festival wird sich dieses Jahr mit Art-Village und Slam-Poetry thematisch erweitern. Politisch soll es werden, wenn am 6. September gegen die GEMA demonstriert wird.

5.-9. September, diverse Zeiten und Orte, Programm und Informationen unter: www.berlin-music-week.de


Highlights

● Berlin Festival, Club X-Berg, Berlin Music Week Stage: 7.-8. September

● Word on Sound: 5.-7. September

● Clubabende der Music Week: 5.-8. September

● New Music Award: 9. September

● Berlin Clubnacht: 7.-8. September

● All2gethernow: 6.-7. September

● »Türkei Rockt«: 7. September

● »Auf den Dächern«-Festival: 9. September

● »Most wanted Music«: 5. September

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