nd-aktuell.de / 12.09.2012 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 17

Alternative Bankentrennung

In Zeiten der Krise ist das Universalbanken-Konzept immer umstrittener

Thomas Trares
Europa streitet über eine neuen Bankenaufsicht. Die Deutsche Bank stellt ihr Geschäftsmodell um. So gewinnt in Krisenzeiten auch das Trennbankensystem neue Anhänger.

»Making banking boring« schreibt der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman in einem Aufsatz, und der Bremer Ökonom Rudolf Hickel hat seinem neuen Buch gar den Titel »Zerschlagt die Banken« verpasst. Was linke Ökonomen schon lange propagieren, scheint mittlerweile auch im ökonomischen Mainstream angekommen. Denn nun haben Nikolaus von Bomhard, Vorstandsvorsitzender des Rückversicherers Munich Re, und Sandy Weill, früherer Chef der US-Großbank Citigroup, die Regulierungsdebatte neu befeuert. Beide sprachen sich dafür aus, das aktuell vorherrschende Universalbankensystem durch ein Trennbankensystem zu ersetzen.

Bei einer Universalbank befinden sich alle wesentlichen Bankgeschäfte unter einem Dach, das heißt, die Institute sind sowohl im klassischen Kredit- und Einlagengeschäft als auch im hochspekulativen Investmentbanking aktiv. In Deutschland trifft dies insbesondere auf die Deutsche Bank und die Commerzbank zu. In einem Trennbankensystem findet hingegen eine klare Funktionstrennung statt: Geschäftsbanken verwalten die Einlagen der Sparer und vergeben Kredite an die Realwirtschaft. Die Investmentbanken kümmern sich unterdessen um die Vermögensverwaltung, den Eigenhandel und das Geschäft mit den Börsengängen und Unternehmensfusionen.

Zugang zur Einlagensicherung und zum staatlichen Sicherheitsnetz haben in einem Trennbankensystem nur die Geschäftsbanken. Ziel ist es, das wichtige Einlagen- und Kreditgeschäft vom hochriskanten Spekulationsgeschäft abzuschirmen. Die Investmentbanken wären hingegen dem vollen Insolvenzrisiko ausgesetzt. Verzocken sie sich, wären sie genauso geräuschlos zu schließen wie Restaurants oder Autowerkstätten. Damit wäre eine Brandmauer in das Finanzsystem eingezogen. Keine Bank soll mehr durch Zockereien das gesamte System in Schieflage bringen können.

Das Trennbankensystem hat vor allem in den USA eine jahrzehntelange Tradition. Eingeführt wurde es Anfang der 1930er Jahre mit dem Glass-Steagall Act. Grund waren die Erfahrungen mit der Wirtschaftskrise der Jahre 1929 bis 1932, in der die damaligen Universalbanken starke Verluste hinnehmen mussten. Das Trennmodell arbeitete bis in die 1990er Jahre sehr effektiv. Allerdings wurde es im Jahr 1999 unter dem damaligen Präsidenten Bill Clinton aufgehoben, der dem Druck der Finanzlobby nachgab. In der Folge kam es in den USA zu zahlreichen Bankenfusionen und einer deutlichen Expansion des Investmentbankings. Die Obama-Administration ist nun dabei, diese Entwicklung wieder ein Stück weit zurückzufahren.

In Deutschland, wo traditionell die Universalbanken dominieren, wird die Diskussion weniger vehement geführt als in den USA. Zuletzt hatte sich der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel für ein Trennbankensystem ausgesprochen. Auch der Erfurter Finanzwissenschaftler Helge Peukert plädiert dafür, die Größe der Banken zu begrenzen und Geschäfts- und Investmentbereiche voneinander zu trennen. Etwas differenzierter ist dagegen die Position von Axel Troost: Der finanzpolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, hält große Teile des Investmentbankings für »volkswirtschaftlich verzichtbar«, weswegen man diese auch gleich ganz verbieten könne. Die Emission von Aktien und Anleihen könne dagegen bei den Banken verbleiben. Ein Trennbankensystem wäre dann nicht mehr nötig.

Andere Ökonomen halten am Universalbankensystem fest. So weist Hans-Peter Burghof, Professor für Bankwirtschaft an der Universität Hohenheim, darauf hin, dass gerade die breite Aufstellung der Universalbanken ein stabilisierendes Element sei. Und wieder andere Stimmen heben hervor, dass in der Finanzkrise mit der Commerzbank zwar auch eine Universalbank staatliche Hilfen in Anspruch nehmen musste. Bei der im Herbst 2008 zusammengebrochenen US-Bank Lehman Brothers handelte es sich jedoch um eine reine Investmentbank, und auch die in Deutschland untergegangene Hypo Real Estate war ein auf Hypotheken- und Staatsfinanzierung spezialisiertes Institut.