»Beamtenausbildung« auf USA-Basis Taszár

Ungarn mischt mit: in Afghanistan wie im Feldzug gegen Saddam Hussein

  • Hans Walter, Budapest
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Widerstand gegen einen Irak-Krieg der USA ist von Jung-NATO-Mitglied Ungarn nicht zu erwarten. Bisher tut die Regierung in Budapest alles, um dem obersten Kriegsherrn zu Gefallen zu sein.

Kurz vor Weihnachten beschloss das ungarische Parlament, eine bis zu 50 Mann starke Sanitätstruppe nach Afghanistan zu entsenden, deren Mandat zunächst bis Ende des Jahres begrenzt wurde. László Kovács, Außenminister und Vorsitzender der regierenden Sozialistischen Partei, begründete die Parlamentsvorlage mit den Bündnisverpflichtungen Ungarns als NATO-Mitglied. Im Gegensatz zum deutschen Verbündeten hatte die ungarische Regierung niemals verkündet, dass es eine direkte ungarische Beteiligung an einem Krieg der USA gegen Irak niemals geben werde. Die ungarische Armee befindet sich ohnehin nicht in einem Zustand, der einen Kriegseinsatz zulassen würde. Durch ihr Engagement auf dem Balkan und demnächst auch in Afghanistan sind die wenigen einsatzfähigen Einheiten bereits gebunden. Darüber hinaus weiß man auch hier in Budapest sehr genau, dass man der Militärmaschinerie des George W. Bush auch mit einer Entlastung auf dem ungeliebten afghanischen Schauplatz einen Gefallen erweisen kann. Zusätzlich wurde inzwischen bekannt, dass auf dem US-amerikanischen Militärstützpunkt im südungarischen Taszár irakische »Beamte« für einen Einsatz in Irak ausgebildet werden sollen. Die Budapester Regierung hat ihre Zustimmung erteilt, auf dem früheren Fliegerstützpunkt des Warschauer Vertrages bis zu 3000 Exil-Iraker von US-amerikanischen Ausbildern drillen zu lassen. Offiziell handelt es sich um Personen, die nach der Beseitigung von Saddam Hussein Verwaltungsaufgaben übernehmen sollen, wobei inoffiziell eingeräumt wird, dass dazu auch militärische Fertigkeiten gehören dürften. Die erste Gruppe könnte bereits in den nächsten Tagen hier eintreffen und ihren auf jeweils 90 Tage konzipierten Lehrgang beginnen. Durchgesickert ist auch, dass es sich dabei nicht nur um Iraker handeln werde, sondern dass auch Angehörige anderer arabischer Nationen zu den Azubis gehören können. Der irakische Botschafter in Budapest hat die ungarische Zustimmung zu dieser Aktion bereits als Provokation und Einmischung in die inneren Angelegenheiten seines Landes bezeichnet. Regierungssprecher Zoltán Gál versuchte indes zu beruhigen und wies darauf hin, dass die auszubildenden Personen nicht an einem Kriegseinsatz gegen Irak teilnehmen würden. Ob diese Frage auch Thema der Gespräche zwischen Ministerpräsident Peter Medgyessy und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Dezember in Moskau war, ist nicht bekannt geworden. Mit massiven Protesten der Bevölkerung gegen eine wie auch immer geartete Unterstützung eines Krieges der USA gegen Irak ist in Ungarn vorerst nicht zu rechnen. Hier zu Lande erregt es schon Aufmerksamkeit, wenn der Betreiber des Kaffeehauses »Eckermann« im Budapester Goethe-Institut seine Neujahrshoffnungen ins Fenster hängt. Darauf wünscht er »der Welt ein kriegsfr...

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